Leitartikel

Grünblau contra Rot

K. O. - Warum King Kong, der Riesenaffe mit dem herzlichen Gemüt, niemals ein guter Banker würde, erklärt der Banco Santander per Annonce in englischen Zeitungen so: "Eine Bank kann zwei Wege gehen - sie kann in die Höhe wachsen oder in die Breite. Sie kann sich hin zu den Menschen bewegen und fort von ihnen. Wolkenkratzer sind eine feine Sache, aber wir glauben, dass wir Sie am besten mit unseren 10800 Zweigstellen in vierzig Ländern bedienen können. Denn die sind nicht im obersten Stockwerk, sondern direkt in Ihrer Nähe." Warum die spanischen Global Banker für diese Argumentation ein bekanntes Untier bemühen, kann nur gemutmaßt werden: Die grimme Ausgeburt schaut im Bild ausgesprochen böse von ganz oben auf die untertänige Welt.

Stattdessen ist nun wieder einmal gute Nachbarschaft angesagt. Im Prinzip also just jene Errungenschaft, die in unserer bescheidenen deutschen Republik als Zierde der Sparkassen- und Genolandschaft begärtnert, in wichtigen internationalen "Structural Overviews" jedoch als Beispiel flächendeckender Verkrustung gewertet wird. Je nachdem, wie man es rechnet, zählt die Stellenstatistik der Bundesbank bekanntlich 37384 Bankplätze. Aber wenn man den Postkonzern vertreibend aufaddiert, sind es gleich noch einmal 9060 Stationen mehr, und die Auto- und sonstigen Absatzfinanzierer verkaufen ihre Einreicherungen auch nicht im Stehen oder Fahren, sondern sitzen bei den Händlern.

Das alles rentiert sich dem ständigen Vernehmen nach wunderfein für die neuen Netzfischer. Jeder von ihnen beliebt zu behaupten, er habe mit seinen Präsenzen schon wieder tausende von "neuen Kunden" erbeutet. Und wenn man dann scheu nachfragt, woher denn diese frisch akquirierten Debits und Credits eigentlich gekommen sind, in diesem längst vollbebankten Land, dann heißt die Antwort immer: "Von den Marktführern natürlich - von den Sparkassen und Kreditgenossenschaften." Das Gleiche sagen die Direktbanken rund um die Diba, so wie es einst die Citibank anvisierte, als sie sich mit aggressivem Telefongeschäft Marktanteile holte, "um sparkassenähnlich" zu werden. Erklärtermaßen.

Nun also die Bank der Allianz, die Dresdner Bank. Wenn man auf der Deutschlandkarte das Blau der 11000 Allianzagenturen und das Grün der 900 Dresdner Filialen über das Rot der 14413 Sparkassenstellen legen würde, gäbe es zwar noch ein paar rot dominierte Flächen. Überwiegen würde jedoch eine ziemlich schmutzige Suppe - eben rot unter blau und grün -, deren Grundton (Verzeihung! ) braun wäre. Wie jüngst publiziert, will Allianz-Dresdner aber mehr. 240 gehobene Beraterplätze kommen zu bestehenden 200 hinzu, vor allem jedoch 100 Bankagenturen bei den Generalvertretern, zunächst als Test. Dies heißt, und so hat es etwa Werner Netzel vom DSGV sofort auch verstanden: Sparkassen und Genossen werden nun nicht allein von den Direktbanken angekratzt, sondern bitte schön unmittelbar an ihren Wurzeln angegraben. Sie bekommen neue Nachbarn vor Ort, wie es die Deutsche Bank unfrohen Gedenkens "eigentlich" einmal mit ihrer "bank 24" wollte und jetzt mit der teuer gekauften Noris wohl wieder probiert.

Die Allianz-Bank beim Generalvertreter mutet zunächst etwas schizophren an: Sie verknüpft einen beratungs- und verkaufsfrohen Provisionsvertrieb mit klassischem Bank-Mengengeschäft. Diese Art von Bankgeschäft, die man modischer natürlich Consumer Business nennt, ist nach bisherigen Prinzipien nicht sonderlich provisionsfähig. Im Gegenteil sind es nach bisheriger Erfahrung vorzugsweise die einfachen, die "gelernten Produkte" des Alltags, deren Produktion und Vertrieb so billig wie nur möglich sein müssen. Das ist kein Agenten-Antrieb. Aber, so hat der Dresdner Vorstand es erklärt, mit den Bankagenturen seien Allianz-Kunden über den Flur billiger zu bekommen als über neues Direktgeschäft. Eng und enger wird es für Sparkassen und Genos.

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