Blickpunkte

Privatkundengeschäft "Markenstretch" bei der Dresdner

Einen besseren Beweis für die Richtigkeit der Renaissance des Retailbankings könnte es kaum geben: In einem schwierigen Umfeld hat die Dresdner Bank, deren Investmentbanking nicht eben glänzend abschnitt, im Geschäftsjahr 2007 im Bereich Private & Corporate Clients ein Rekordergebnis von 884 Millionen Euro erzielt, das um 13 Prozent über dem des Vorjahres lag. Eine Cost Income Ratio von 74 Prozent gegenüber bankweit 89,4 Prozent zeigt dabei - obwohl zweifellos verbesserungswürdig -, dass die vergleichsweise aufwendige Infrastruktur im Privatkundengeschäft nicht nur ein Klotz am Bein einer Bank sein muss.

Die Verzahnung mit dem Vertriebsnetz der Allianz und das seit drei Jahren betriebene "Assurbanking", also der Verkauf von Bankprodukten über den Versicherungskanal, wirken sich dabei zweifellos positiv aus. Das Geschäftsvolumen im Allianz Banking betrug 2007 immerhin 4,4 Milliarden Euro. Und von den 2007 insgesamt 400 000 neu gewonnenen Kunden hat die Bank 300 000 über die Allianz gewonnen und nur 100 000 über die eigenen Filialen. Die Pilotphase der seit Februar 2007 eröffneten 120 Bankagenturen, in denen neben dem Allianz-Vertreter auch ein Berater der Dresdner Bank seinen festen Arbeitsplatz hat, wird als "erfolgreich" angelaufen bezeichnet - mit guter Resonanz bei Kunden wie auch den Agenturisten.

Im Marktauftritt will die Dresdner Bank eine "Beraterbank" bleiben. Dass man für das gebührenfreie Girokonto im Vergleich zum Wettbewerb kein nennenswertes Marketing betrieben hat, ist insofern nur konsequent. Ein solches Produkt müsse man heute haben, so Herbert Walter. Es sei aber nicht richtig, wenn eine Beraterbank sich über ein Null-Euro-Konto positioniere.

Das für das zweite Quartal dieses Jahres angekündigte integrierte Direct-Banking-Angebot "Dresdner Direct 24", mit dem man sich im stationären wie im Internet-Kanal im Discount-Segment positionieren will, bedeutet insofern durchaus einen Spagat. Dieser "Markenstretch" zwischen Premium- und Discount-Seite, wie es Herbert Walter nennt, sei aber durchaus berechtigt. Denn der moderne Kunde wolle beides: Billigangebote bei Standardprodukten und Qualitätsangebote für komplexere Themen. Ob der Name dafür glücklich gewählt ist, ist vielleicht eine andere Frage. Speziell die "24" könnte beim einen oder anderen Erinnerungen an die alte "Bank 24" der Deutschen Bank unter Herbert Walter wecken. Und die wurde bekanntlich den Verdacht, eine Art "Abschiebekanal" für wenig geliebte Kunden zu sein, nie wirklich los. Vom Konzept her ist Dresdner Direct 24 sicher anders gestrickt. Die Lösung, wie sie die Deutsche Bank mit der Norisbank gefunden hat, ist aber vermutlich die unverfänglichere. sb

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