Blickpunkte

Anlageberatung - Berater im Dilemma

Anleger in Deutschland setzen seit jeher zu stark auf Zinsprodukte und Versicherungen und zu wenig auf den Kapitalmarkt. Dieses Problem ist bekannt und sorgt angesichts der Dauer-Niedrigzinsen für ernste Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die private Altersvorsorge. Nach der neuerlichen Zinssenkung der EZB gilt das mehr denn je.

Immer neue Höhenflüge des Dax könnten in diesem Umfeld bei ansonsten eher wertpapierfernen Anlegern den Wunsch wecken, an diesen Kurssteigerungen zu partizipieren. Das wäre vernünftig. Es droht aber ein Phänomen, wie es schon seinerzeit bei der TNT-Rallye zu beobachten war. Denn der wenig erfahrene Anleger neigt dazu, der Börse gewissermaßen hinterherzulaufen. Wer aber zu Höchstkursen kauft, der steigt naturgemäß zu einem ungünstigen Zeitpunkt ein.

Anlageberater können ihren Kunden den Aktienkauf derzeit also nur noch sehr bedingt empfehlen. Sie befinden sich also in einem Dilemma: Klassische Spareinlagen können sie des zu erwartenden Wertverlustes wegen kaum noch empfehlen - für den Einstieg am Kapitalmarkt ist der Zeitpunkt aber auch denkbar ungünstig. Bleiben also doch nur Versicherungsprodukte als Kompromiss zwischen beiden Strategien? Oder doch lieber ein Fondssparplan, bei dem sich durch die kontinuierliche Einzahlung günstige und ungünstige Einstiegszeitpunkte mit der Zeit ausgleichen?

Tatsache ist: Die privaten Sparer haben in dieser Situation schlicht keine Lust, sich mit dem Thema Geldanlage zu befassen, das ihnen keine wirklich überzeugenden Perspektiven bietet. Das zeigt das in immer neue Tiefen abrutschende Sparklima (siehe Seite 7) überdeutlich. Für die Kreditinstitute bedeutet das: Mögen sie auch mit interessanten Girokonto-Angeboten immer neue Kunden gewinnen - das Cross-Selling wird immer schwieriger. Red.

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