Anlageberatung

Anlageberatung - Das Risikobewusstsein konservativer Anleger verändert sich

Ende der neunziger Jahre platzte die New-Economy-Blase, dann kam nach der Lehman-Pleite die große Finanzkrise und jetzt erschüttert die Staatsschuldenkrise im Euroland die Finanzmärkte. Das Resultat: Verunsicherte Anleger, die zum Teil übervorsichtig einen Großteil ihres Vermögens auf Sparbüchern, Tagesgeldkonten oder Festgeldkonten halten. Die derzeitige Verzinsung dieser Anlagenformen liegt unterhalb der Inflationsrate von zwei Prozent. Im Ergebnis erzielen die Kunden dadurch eine negative Realverzinsung und somit einen Vermögensverlust, der bei einer steigenden Inflation größer wird.

Schaut man sich die Zinsentwicklung an, stellt man fest, dass das Zinsniveau seit über 25 Jahren am Fallen ist. Welche Alternative bei der Geldanlage gibt es und welche Handlungsmöglichkeiten können aktiv ergriffen werden?

Abwarten ist die schlechteste Alternative

Wir gehen davon aus, dass momentan alles getan wird, um den Euro zu erhalten und das Vertrauen in die Eurozone zurückzubringen. Aus diesem Grund empfehlen wir auch in der aktuellen Zeit, ruhig und bedacht bei der Anlageentscheidung vorzugehen. Das Thema "Anlegen in der Eurokrise" wird uns auch in den nächsten Jahren beschäftigen und das wird in den Anlagegesprächen aktuell sehr deutlich.

Daher ist es besonders wichtig, sich einmal Gedanken zu machen, welche Faktoren der Geldanlage der Anleger selbst beeinflussen kann, denn in dieser Situation nur abzuwarten, ist die schlechteste Alternative!

Um einen Privatkunden optimal beraten zu können, spielen Faktoren wie die Renditeerwartung, die Laufzeit der Anlage und das einzugehende Risiko eine wichtige Rolle, aber natürlich auch das Alter und die jeweilige Lebenssituation der Kundinnen und Kunden. Damit die Form der Geldanlage aber wirklich passt und die Kunden sich mit Ihrer Anlage wohlfühlen, kommt es auf den Typ an. Für den konservativen Anleger ist der Werterhalt das Wichtigste. Er setzt daher vor allem auf Sicherheit - so zum Beispiel auf festverzinsliche Papiere, Bankeinlagen und das Eigenheim oder die Eigentumswohnung. Der risikobewusste Anleger sucht Chancen, aber nicht um jeden Preis. Für ihn darf es daher ein ausgewogener Anlagemix sein. Für den spekulativen Anleger zählt hingegen eine hohe Rendite - und dafür nimmt er auch ein höheres Risiko in Kauf.

Ein Anleger um die 40 braucht eine andere Struktur und Strategie als ein Rentner. Wer eine Rendite erzielen will, die wenigstens leicht über der Inflationsrate liegt, kommt nicht umhin, zur Beimischung auch in Produkte mit überschaubaren Risiken zu investieren. Das sind Unternehmensanleihen, Aktien und Immobilienfonds. Aktien solider und finanzstarker Unternehmen sind als Sachwert-Anlage zu begreifen, die in einem längerfristig angelegten Depot ein solides Fundament bilden. Außerdem zahlen viele Unternehmen eine deutlich höhere Dividende, als man derzeit auf der Zinsseite erzielen kann.

Die Bewertung von Risiken hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Früher galten staatliche Papiere generell als risikofrei. Die aktuellen Krisen in Griechenland, Zypern oder Spanien zeigen, dass das eigentlich falsch war. Darüber hinaus gibt es heute aufstrebende Schwellenländer, die bei Investoren sehr gefragt sind.

Kunden öffnen sich einem Anlagemix

Aktuell stellen wir in der Anlageberatung fest, dass sich das Risikobewusstsein der traditionell konservativen Kunden ändert. Es wird erkannt, dass die Zinsen dauerhaft niedrig bleiben werden. Folge: Kunden öffnen sich in der Beratung einem Anlagemix und damit einhergehend einer kalkulierten, aber vorhandenen Risikobereitschaft.

Alternative Geldanlagen wie Fonds werden nicht mehr grundsätzlich abgelehnt. Festverzinsliche Wertpapiere und Fonds mit einem längeren Anlagehorizont werden als Teil der Anlagestrategie angenommen.

Aus Kundensicht lässt sich der Trend in den Gesprächen wie folgt zusammenfassen: Wir haben genug von Zinsen unter einem Prozent mit sinkender Tendenz bei einem Inflationsniveau nahe zwei Prozent.

Folgende Produkte rücken in den Fokus der Kundengespräche: Konservative Immobilienfonds, da der Ertrag aufgrund der Mietverträge in der Regel größer ist als die Inflation. Rentenfonds finden immer mehr Beachtung, insbesondere ein Mix mit verschiedenen Laufzeiten und Regionenschwerpunkten. Darüber vereinzelt auch Mischfonds sowie Aktienfonds.

Sascha Mämecke ist Experte Wertpapiergeschäft der Sparda-Bank Südwest eG, Mainz.

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