Deutsche Haushalte haben Ende 2019 insgesamt 253 Milliarden Euro Bargeld gehortet. Der Bargeldbestand nahm damit allein 2019 um 32 Milliarden Euro beziehungsweise 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Durchschnittlich entspricht das mehr als 3 000 Euro für jeden Deutschen. Das zeigt eine aktuelle Analyse von Barkow Consulting im Auftrag der ING Deutschland.
Für die Erhebung wurde die Bargeldhaltung privater Haushalte innerhalb der letzten 20 Jahre in Deutschland ausgewertet. Dazu wurden Daten der Deutschen Bundesbank, der Europäischen Zentralbank sowie des Statistischen Bundesamtes herangezogen. Nach einer Phase stark schwankender Bargeldvolumina deutscher Haushalte rund um die „Dotcom-Blase“ zwischen 2000 und 2003 haben sich die Bestände in den folgenden 10 Jahren bis 2013 um das Niveau von 100 Milliarden Euro eingependelt. Mit der Niedrigzinsphase hat die Bargeldhaltung in Deutschland jedoch einen regelrechten Boom erlebt. Seit Ende 2013 haben sich die Bargeldbestände mehr als verdoppelt.
„Die vergangenen 20 Jahre waren von unterschiedlichen Blasen und Krisen an den Finanzmärkten gekennzeichnet. Dazu kommt die anhaltende Niedrigzinsphase in der jüngeren Vergangenheit. Es ist also kein Wunder, dass die Deutschen scheinbar etwas verunsichert sind und einen Teil ihres Geldes lieber unter das Kopfkissen legen“, erläutert Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen, bei der ING Deutschland.
Die Corona-Krise scheine dazu zu führen, dass die Deutschen noch mehr Bargeld unter das Kopfkissen legen. So zeige die Analyse von Barkow Consulting im Auftrag der ING Deutschland, dass im März 2020 der Bargeldumlauf in der gesamten Eurozone zugenommen hat. Der Anstieg gegenüber Vorjahr betrage aktuell fast 100 Milliarden Euro oder 8 Prozent. Verglichen mit der Entwicklung in den Vormonaten Januar und Februar lässt sich für die Euro-Zone ein „Corona-Sondereffekt“ im März von circa 30 Milliarden Euro ausweisen. Von diesem entfallen circa 20 Prozent beziehungsweise 6 Milliarden Euro auf die deutschen Privathaushalte.
Jürgen von der Lehr, Leiter Daily Banking & Payments, bei der ING Deutschland: „Interessant ist, dass Bargeld zwar die Rolle eines sicheren Hafens aus Sicht der Kunden behält, aber gleichzeitig zunehmend die Rolle als Zahlungsmittel verliert. In den letzten Jahren haben wir schon eine konstante Entwicklung in Richtung bargeldlosen Zahlungen gesehen. Die Auswirkungen von COVID-19 haben zu einem sprunghaften Anstieg bargeldloser Zahlungen geführt, was einem Anstieg entspricht, den wir sonst in einem Zeitraum von 3 Jahren sehen. Wir sehen hier eine ausgesprochene Disruption getrieben durch den gleichzeitigen Wunsch des Handels und der Kunden sich durch einen physischen Sicherheitsabstand beim Bezahlvorgang vor Infektionen zu schützen. Inzwischen erfolgen schon mehr als 70 Prozent der Transaktionen im Handel kontaktlos – ein signifikanter Anteil davon ausschließlich durch das Mobilfunkgerät.“