ESG – Banken sehen vermehrt Ertragschancen

Quelle: Sopra Steria

Finanzdienstleister in Deutschland wollen künftig verstärkt Nachhaltigkeit als Ertragsquelle nutzen. 78 Prozent der Entscheiderinnen und Entscheider sind überzeugt, dass Nachhaltigkeitskriterien bei der Entwicklung von Dienstleistungen wichtig bis eher wichtig sind. Neben Anlageprodukten nach ESG-Kriterien rücken gendergerechte Lösungen sowie verhaltensabhängige Produkte in den Fokus. Darüber hinaus arbeitet die Branche verstärkt am Erreichen eigener Nachhaltigkeitsziele. Das ergibt der Managementkompass Survey „Nachhaltigkeit durch Digitalisierung“ von Sopra Steria, für den 322 Entscheiderinnen und Entscheider verschiedener Branchen befragt wurden.

Das zeigt wie viel Bewegung in dieses Thema gekommen ist. Noch vor einem Jahr, Mitte 2021 äußerten sich viele Finanzdienstleister zurückhaltend über Nachhaltigkeitsprodukte und ihre Rolle beim Erreichen ökologischer Nachhaltigkeitsziele. Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien stellte für jede dritte Bank vor allem eine große regulatorische Pflichtaufgabe dar, und ebenfalls nur ein Drittel vertrat die Meinung, dass Banken einen entscheidenden Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten können, so der Branchenkompass Banking 2021 von Sopra Steria.

Mittlerweile genießt das Thema Nachhaltigkeit in den Chefetagen der Finanzdienstleister deutlich mehr Aufmerksamkeit. Nachhaltigkeit wird verstärkt auch als Wachstumstreiber genutzt. Banken loten inzwischen die vertrieblichen Möglichkeiten abseits von ESG-konformen Wertpapieren aus. Einige Institute bedienen beispielsweise Nachhaltigkeit als Lifestyle, indem ein bestimmter Prozentbetrag des Einkaufs mit der Bankkarte in Klimaschutzprojekte fließt. Rund 70 Prozent der Finanzdienstleister engagieren sich zudem in sozialen Projekten und investieren in nachhaltige Finanzierungsinstrumente. Dazu zählen beispielsweise so genannte Green Bonds und Social Bonds sowie Kredite oder Schuldscheindarlehen, deren Zinskonditionen an bestimmte ESG-Kennzahlen gebunden sind.

„Insbesondere die Geschäftsfelder Social Banking sowie Governance in Banking bieten ungenutztes Potenzial für neue Erträge“, sagt Jennifer Brasnic, Director Customer Excellence Banking bei Sopra Steria. Dazu zählt beispielsweise der Know-how-Transfer an Firmenkunden. „Banken können die gesammelten Erfahrungen bei der Umsetzung regulatorischer Vorgaben und Stresstests weitergeben sowie Expertise beim Sammeln, Auswerten und Aufbereiten von Daten extern vermarkten.“

Neue Möglichkeiten der Datenauswertung helfen sowohl Versicherern als auch Banken bei der Entwicklung und Vermarktung von Nachhaltigkeitsprodukten. Für 73 Prozent der befragten Entscheiderinnen und Entscheider ist Data & Analytics ein zentraler Faktor zur Steigerung der Nachhaltigkeit inhouse sowie für die Entwicklung neuer Dienstleistungen, die Erträge bringen.

Viele Nachhaltigkeitsprodukte der Finanzdienstleister fokussieren sich auf den Klimaschutz. Das Gros der Banken und Versicherungen fährt bei den eigenen Nachhaltigkeitszielen allerdings mehrgleisig. Für zwei Drittel der befragten Entscheiderinnen und Entscheider sind alle drei ESG-Kriterien - Environment (Ökologie), Social (Soziales) und Governance (nachhaltige Unternehmensführung) - gleichermaßen wichtig. Zum Vergleich: Branchenübergreifend besitzen in 49 Prozent der Unternehmen und Behörden in Deutschland alle drei Kriterien den gleichen Stellenwert.

Viele Finanzdienstleister setzen innerhalb einzelner Kriterien Schwerpunkte: 62 Prozent investieren derzeit in Maßnahmen zur Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen - deutlich mehr als Unternehmen anderer Branchen und Behörden. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Finanzsektor sind zwar Frauen, die meisten davon gut ausgebildet, so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer Untersuchung von 2019. Der Frauenanteil in den Top-Führungsetagen ist dagegen deutlich niedriger. Diese Lücke will die Branche mit mehr Engagement schließen.

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