Durch die Corona-Pandemie haben Senioren bei der Online-Banking-Nutzung kräftig aufgeholt. Das ist das Ergebnis einer telefonischen Umfrage unter 1003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom vom April dieses Jahres. Insgesamt nutzen demnach inzwischen 80 Prozent der Bundesbürger Online-Banking, das entspricht einem Anstieg um 7 Prozentpunkte gegenüber dem Sommer 2020. Unter den Älteren ab 65 Jahren stieg die Quote der Online-Banking-Nutzer sogar um 17 Prozentpunkte, nämlich von 22 Prozent auf 39 Prozent. Damit nutzen nun 6,5 Millionen Senioren Online-Banking, nach 3,7 Millionen im Vorjahr. und 3,5 Millionen 2019. Hier ist der Corona-Effekt also deutlich spürbar. Die Altersgruppen der 16- bis 29-Jährigen und 30- bis 49-Jährigen erledigen mit (97 beziehungsweise 96 Prozent fast vollständig ihre Bankgeschäfte online, bei den 50- bis 64-Jährigen sind es 92 Prozent.
Zugleich entwickelt sich das Online-Banking immer stärker zum Smartphone-Banking. Rund zwei Drittel (64 Prozent) der Online-Banking-Nutzenden verwenden dazu mindestens hin und wieder das Smartphone, unter den 16- bis 29-Jährigen sogar drei Viertel (76 Prozent). Im vergangenen Jahr lag der Smartphone-Anteil beim Online-Banking über alle Altersgruppen erst bei 58 Prozent, vor fünf Jahren sogar nur bei 36 Prozent. Häufiger als das Smartphone wird nur der Laptop genutzt (83 Prozent), dahinter liegen Desktop-PC (51 Prozent) und Tablet Computer (44 Prozent).
Eine andere Studie des Bitkom zeigt aber auch, dass ein guter Teil der Senioren von dieser Entwicklung weiterhin abgehängt bleibt: Rund die Hälfte der Menschen über 65 Jahre nutzt nämlich weder Desktop-PC (50 Prozent) noch Laptop oder Smartphone (je 47 Prozent). Unter den über 75-Jährigen haben fast drei Viertel (74 Prozent) der Menschen kein Smartphone, in der Altersgruppe zwischen 65 und 74 Jahren ist es immerhin noch bei 36 Prozent. In der gesamten Bevölkerung gaben nur 21 Prozent an, kein Smartphone zu verwenden – weder privat noch beruflich.
Diejenigen Verbraucher, die kein Online-Banking nutzen, nennen dafür als Grund für am häufigsten die Gewohnheit (87 Prozent). Drei Viertel (74 Prozent) wollen nicht auf den Kontakt mit Menschen verzichten. Mit Abstand folgen Sorgen um den Datenschutz (66 Prozent) und Angst vor Kriminellen (61 Prozent). Rund die Hälfte hält Online-Banking für zu kompliziert (51 Prozent) oder will sich aus Loyalität zu den Filialen der eigenen Bank nicht ins Netz begeben (49 Prozent).
Umgekehrt geben 38 Prozent der Online-Banking-Nutzer an, ausschließlich das Online-Angebot zu nutzen und gar keinen Kontakt mit Bankangestellten mehr in einer Filiale zu haben. 53 Prozent von ihnen besuchen nur hin und wieder eine Filiale und lediglich 7 Prozent gehen überwiegend in die Filiale und nutzen das Online-Banking nur gelegentlich. Unter den Jüngeren von 16 bis 29 Jahren besucht sogar eine Mehrheit (53 Prozent) nie eine Filiale. Eine deutliche Mehrheit von 71 Prozent geht davon aus, dass die Corona-Pandemie das Filialsterben beschleunigen wird. Noch etwas mehr (79 Prozent) glauben aber, dass die Banken die Pandemie auch als Vorwand nutzen, um Filialen zu schließen. Rund die Hälfte (48 Prozent) aller Befragten und 60 Prozent der Älteren über 65 Jahre würden die Bank wechseln, sollte die eigene Filiale vor Ort geschlossen werden. Zugleich sagt aber ein Drittel aller Befragten, die Corona-Pandemie habe ihnen gezeigt, dass ihre Bankfiliale vor Ort verzichtbar ist (34 Prozent) und ihnen nichts fehlen würde, wenn es keine Filialen mehr gäbe (32 Prozent). Ebenfalls ein Drittel (36 Prozent) sind zudem der Meinung, dass nur jene Kunden die Kosten für die Bankfilialen tragen sollten, die diese auch benutzen.
Wenn es um den Kontakt mit der Bank geht, ist dennoch die die persönliche Beratung vor Ort bei Banken oder Finanzdienstleistern noch immer am weitesten verbreitet (37 Prozent), gefolgt von Telefon (26 Prozent), E-Mail (16 Prozent) und Textchat auf der Webseite oder in einer App (9 Prozent). Nur selten genutzt werden trotz Corona bislang Angebote wie Videoanrufe (7 Prozent) oder Messenger (3 Prozent). Werden diese Kanäle für die Beratung jedoch genutzt, dann erzeugen sie eine besonders hohe Zufriedenheit. Hier schneidet der Videoanruf mit 79 Prozent zufriedenen Kundinnen und Kunden besonders gut ab, deutlich vor der Beratung vor Ort mit 61 Prozent. Dahinter folgen gleichauf Telefon und Mail (je 52 Prozent) vor Textchat (42 Prozent) und Messenger (36 Prozent).