Daniel Milkus, Niederlassungsleiter Aengevelt Frankfurt, beschäftigt sich im folgenden Statement mit der Frage, inwieweit die Angst vor einem großen Büroflächenabbau im Zuge der Corona-Krise gerechtfertigt ist:
In vielen Medien ist derzeit zu lesen, dass die Erfahrungen mit dem aktuell „erzwungenen“ Arbeiten im Home Office nach der Corona-Pandemie dazu führen könnten, dass ein erheblicher Teil der stationären Büro-Arbeitsplätze nachhaltig ins Home Office verlagert und zu einer signifikanten Verringerung der von Unternehmen genutzten Büroflächen führen wird.
Auf den ersten Blick ist diese Prognose durchaus nachvollziehbar: Trotz der z. T. suboptimalen digitalen Infrastruktur in diesem Land (deren Ausbau durch diese Krise hoffentlich neuen Schwung erfährt), stellen in der Tat viele Mitarbeiter und Führungskräfte fest, dass das Arbeiten im Team und mit Kunden technisch via Videochat etc. durchaus zu bewältigen ist. Teilweise scheint es, dass im Vergleich zum Büroarbeitsplatz im Home Office sogar quantitativ mehr gearbeitet wird, da die Erreichbarkeit der Menschen höher ist und Pausen und Arbeitsgrenzen in den eigenen vier Wänden verschwimmen (auf die hieraus resultierenden Vor- u. Nachteile für die Work-Life-Balance einzugehen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen).
Aber wie ist es um die qualitativen Aspekte des Arbeitens bestellt, die neben der Quantität mindestens genauso wichtig für die entscheidende Benchmark des Arbeitens sind? Nämlich um Produktivität, Effizienz und nicht zuletzt Erfolg, insbesondere im Team-Verbund. Zahlreiche in- und externe Gespräche der letzten Wochen zeigen: Auch die beste virtuelle Bildübertragungsqualität kann das unmittelbare zwischenmenschliche Feedback auf nonverbaler Ebene nicht ersetzen. Wichtige Signale der Körpersprache und Emotionen fehlen weitestgehend - und können zu falschen Einschätzungen führen. Weder Führungskraft, noch Mitarbeiter können sich wirklich sicher sein, ob beispielsweise Vorschläge verstanden wurden, Ideen überzeugt haben oder wie es um die Motivationslage und den Teamgeist gerade bestellt ist.
Und was intern gilt, ist in jedem B2B Geschäftsfeld ebenso zutreffend: Wie zufrieden ist der Geschäftspartner mit dem Produkt oder der Dienstleistung? Konnte er überzeugt werden? Hat er die Erläuterungen wirklich verstanden? Beziehungen neu aufzubauen oder vorhandene zu pflegen, wird in jedem Fall durch das (ausschließliche) Arbeiten zuhause deutlich erschwert. Am Ende besteht nachhaltig erfolgreiches Arbeiten eben doch zum größten Teil aus Kommunikation. Und Kommunikation generiert im persönlichen, physischen Dialog “face-to-face“ den größten Mehrwert für alle Beteiligten. Aus diesem Grund ist die Furcht vor einem großen Büroflächenabbau nur bedingt nachvollziehbar. Viele Unternehmen sehen sich aktuell sogar darin bestätigt, den Home Office-Anteil niedrig zu halten.
Grundsätzlich haben beide Arbeitsformen ihre - z.T. situationsbedingte - Berechtigung. Deshalb wäre ein “Entweder- Oder“ zu kurz gedacht. Stattdessen müssen sie intelligent und situations- u. branchenspezifisch in konstruktiver Co-Existenz kombiniert und umgesetzt werden. Dann hat man ein krisenfestes Konzept, das übrigens auch für alle Generationen von Arbeitnehmern geeignet ist.