Sparverhalten

Unbelehrbar

Längst hat der Weltspartag nicht mehr die Bedeutung, die er noch vor 25 Jahren hatte. Nicht einmal die Kinder, so berichten es Sparkassen, stehen heute noch im gleichen Maße Schlange, um gegen ein kleines Geschenk ihr Taschengeld einzuzahlen, wie es ihre Eltern im gleichen Alter getan haben. Nicht umsonst beklagte DSGV-Präsident Georg Fahrenschon bei der Vorstellung des diesjährigen Vermögensbarometers einmal mehr die Erosion der klassischen Sparkultur.

Dass es sich dabei nur um Unkenrufe unverbesserlicher Pessimisten handelt, belegt eine ganze Reihe von Umfragen, die Finanzdienstleister auch in diesem Jahr im Umfeld des Weltspartags in Auftrag gegeben haben. Sie alle fördern im Wesentlichen das gleiche Ergebnis zutage, das auch das Icon-Sparklima (siehe Seite 7) seit geraumer Zeit widerspiegelt: Die Lust auf Sparen ist den Verbrauchern angesichts des niedrigen Zinsniveaus gründlich vergangen. Auch die erstaunlich lange anhaltende Hoffnung auf einen Wiederanstieg der Zinsen scheint ein großer Teil der Menschen aufgegeben zu haben. Statt des Sparens steht deshalb für viele der Konsum im Vordergrund, angesichts niedriger Zinsen auch gerne mal auf Kredit.

Da, wo doch noch gespart wird, erweist sich der deutsche Privatanleger als relativ unbelehrbare Spezies. In einer repräsentativen Umfrage von Goldman Sachs Asset Management gab zwar mehr als jeder Dritte die Inflation als Hauptrisiko bei der Geldanlage an. Die Bereitschaft, auch Risiken einzugehen, um wenigstens einen Inflationsausgleich zu erzielen, ist aber unverändert gering. 30,5 Prozent der Studienteilnehmer wollen gar kein Risiko eingehen, 43,1 Prozent lediglich ein geringes. Sparbuch, Tagesgeld und Festgeld sind denn auch mit 72,9 Prozent der Nennungen die meistgenutzten Anlageformen. 62,4 Prozent der Befragten haben ihre Anlagen in diesen Sparformen auch unter dem Eindruck der Niedrigzinsen unverändert gelassen, 8,1 Prozent haben sie sogar noch erhöht.

Die Sinnhaftigkeit einer Streuung der Anlageklassen ist den Verbrauchern durchaus bewusst. Auf die Frage, wie sie 100 000 Euro anlegen würden, antworten die Studienteilnehmer denn auch mit einer akzeptablen Mischung aus Sparguthaben, Immobilien, Aktien, Fonds, Staats- und Unternehmensanleihen. Die Praxis zeigt aber, dass dies offenbar doch eine eher theoretische Frage ist. Mit den in der Regel geringeren tatsächlichen Sparguthaben gehen die privaten Anleger - trotz wieder gestiegener Nachfrage nach Wertpapieren - nach wie vor zum großen Teil anders vor. Red.

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