Grundsätzlich herrscht bei den Finanzdienstleistern Einsicht vor. Eine Branche, die eine weltweite Wirtschaftskrise zu verantworten hat, muss in Zukunft mit stärkeren Auflagen beziehungsweise Kontrolle rechnen. Die Zeiten für die Verbraucherschützer, um auch weitgehende Regelungen durchzusetzen, sind also günstig wie nie.
Gleichwohl hat die Bereitschaft, im Bewusstsein der eigenen Schuld vieles mitzutragen, auch ihre Grenzen. Und so mehren sich allmählich wieder die kritischen Stimmen in der Kreditwirtschaft. So wies Hans-Joachim Tonnellier von der Frankfurter Volksbank - nicht als erster - jüngst darauf hin, dass es schwer zusammenpasst, die Banken zu verantwortlicher Kreditvergabe zu mahnen und entsprechende Anforderungen hoch zu schrauben, sich aber gleichzeitig zu wundern, wenn Kreditnehmern geringerer Bonität ihre Kreditwünsche gar nicht oder nur zu entsprechend höheren Zinsen erfüllt werden können.
Generell mehr Stringenz beim Verbraucherschutz fordert der Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, Stephan Götzl, - und zwar orientiert am Leitbild des selbstbestimmten Verbrauchers. Mit anderen Worten: Das Maß an Selbstbestimmung, das man dem Verbraucher im Bereich Lebensmittel zugesteht, darf man ihm in Sachen Finanzen nicht absprechen. Die Forderung nach einem "Masterplan" für Verbraucherschutz, der die Mindestanforderungen des Verbraucherschutzes für zentrale Lebensbereiche formuliert, könnte natürlich auch nach hinten losgehen, in dem Sinne, dass die engmaschige Regulierung, mit der die Kreditwirtschaft kämpft, auf alle Lebensbereiche ausgedehnt wird. Dies ist freilich eher unwahrscheinlich, und sei es nur, weil die Politik dann die Lobbyisten unzähliger Branchen gegen sich hätte. Dass Auflagen für die Kreditwirtschaft wieder gelockert werden, wäre sicher auch von einem solchen Mas terplan nicht zu erwarten. Doch auch, wenn die Neuformulierung von Anforderungen in immer dichterer Taktfolge nachlassen würde, wäre schon etwas gewonnen. Mit der Entwicklung auf europäischer Ebene bliebe freilich immer noch eine Unwägbarkeit. Red.