Blickpunkte

Privatkundengeschäft - Noa Bank - Transparenz alleine reicht nicht

Francois Jozic äußert sich häufig und ausgesprochen offen mit Beiträgen im Internet. Als Mitbegründer einer Bank, die sich Transparenz als oberstes Gebot auf die Fahnen schreibt, sind seine Aktivitäten absolut gerechtfertigt. Den Duktus und Tonfall, in dem Jozic sich äußert, darf man dennoch als ungeschickt bezeichnen.

In einem aktuellen Beitrag von Anfang April beispielsweise versucht Jozic, den (freiberuflichen) Autor eines Spiegel-Artikels zu diskreditieren, indem er Bemerkungen über dessen veraltetes Bild im Internet macht und sich ironisch zu den Spezialgebieten des Journalisten im industriellen Bereich (und nicht etwa der Finanzbranche) äußert. Sicherlich übertreibt der Bankchef auch, wenn er von den "verbissenen Medienkampagnen" der Wettbewerber spricht, die in seinen Augen unter anderem zu dem kritischen Beitrag im Spiegel geführt haben.

Der in dem Artikel erhobene Vorwurf, die Noa Bank wolle mit den von ihr eingeworbenen Mitteln die Factoring-Aktivitäten der Quorum AG refinanzieren, bei der Jozic als Aufsichtsratsvorsitzender agiert, greift allerdings tatsächlich ein Stück zu kurz. In seinem ausführlichen Statement zur Gründung der Bank im November 2009 hat Jozic ein solches Vorgehen schon angedeutet - ihm in dieser Sache Heimlichkeiten und verschwiegene Absichten vorzuwerfen, ist vermessen. Dass das im Jahr 2004 gegründete und kürzlich in Noa Factoring umbenannte Unternehmen aber offenbar zahlreiche gerichtliche Ver fahren wegen ihres Geschäftsgebarens anhängig hat, und dass der Firma - zumindest für die Vergangenheit - unsaubere Wettbewerbsmethoden nachgesagt werden, kann das Image der Noa Bank nicht verbessern. Da hilft es auch nicht weiter, dass der Gründer auf manche Vor würfe reagiert, Fehler eingesteht und Besserung gelobt.

Die Kunden scheint es bisher kaum zu stören. Bis Mitte Mai 2010 hat die Noa Bank bereits 263 Millionen Euro an Einlagen eingesammelt. Dabei entscheiden die Anleger selbst, in welchen Bereichen ihr Geld als Kredit vergeben werden sollen. Richtig in Schwung gekommen ist die Kreditvergabe aber noch nicht, das räumt Jozic ein. Vor allem im Bereich Umweltschutz, der unter dem Namen "Planet" läuft, ist das Missverhältnis groß: 93,0 Millionen Euro an Einlagen standen Ende März einem Kreditvolumen von 3,5 Millionen Euro gegenüber. Neue Tagesgeldkonten können in diesem Bereich denn auch seit Ende März nicht mehr eröffnet werden.

Etwas besser ist das Verhältnis zwischen Kundeneinlagen und Kundenkrediten in der Rubrik "Region", unter der vor allem regionale Projekte und Firmen unterstützt werden sollen. 122,5 Millionen Euro an Einlagen und 52,3 Millionen Euro an vergebenen Krediten. Immerhin: Anfang Mai hat die Bank die Eröffnung neuere Tagesgeldkonten nun komplett eingestellt, bis die Kreditvergabe stärker angelaufen ist.

Wenn Vertrauen das höchste Gut einer Bank ist, dann gilt das für ein Institut, das mit dem Argument der Transparenz und einem Ansatz, der mit dem Misstrauen der Verbraucher in "normale Banken" spielt, umso mehr. Es dürfte der ganzen Branche schaden, wenn ausgerechnet ein solches Institut in Verruf gerät. hm

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