Privatkundengeschäft

Zum Privatkunden- und Filialgeschäft der Großbanken

Das Filialgeschäft der deutschen Großbanken, respektive das
Privatkundengeschäft auf breiter wie gehobener Basis gilt derzeit als
Manövergebiet. Zweigstellenstrukturierung, Segmentdefinitionen,
Umstellung auf Direktverbindungen, Outsourcing - alles wird nicht nur
diskutiert, sondern auch versucht.
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Geringe Vergleichbarkeit
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Seit nun die Bilanzdarbietungen nach IAS-Grundlinien die
Segmentberichterstattung als einen wichtigen Bestandteil des
Rechnungswerks ansehen, könnte man gerade auch für das so
unterschiedlich gepflegte Feld "Privat- und Geschäftskunden" wachsende
Vergleichbarkeit und Transparenz vermuten.
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Dem ist aber nicht so! Das beginnt schon bei den Zusammenfassungen.
Deutsche Bank und HVB gliedern nach "Privat- und Geschäftskunden", die
Dresdner beschränkt sich auf "Privatkunden", die Commerzbank addiert
"Private Kunden und Immobilien". Da ist nichts mehr vergleichbar,
zumal auch noch innerhalb der Segmente unterschiedliche Abgrenzungen
vorgenommen werden, beispielsweise zum Wertpapiergeschäft und
Privaten.
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Derartige Einschränkungen vorweg, bleiben nur einige Randnotizen. So
sieht man zum Beispiel in der Übersicht der Deutschen Bank, dass die
Erträge des Segments im Jahr 1999 sehr deutlich langsamer gestiegen
sind, als die des Konzerns insgesamt. Aber immerhin ist auch der
Verwaltungsaufwand "Privater und Geschäftskunden" weniger gewachsen
als der des Gesamthauses. Und während das Ergebnis aus gewöhnlicher
Geschäftstätigkeit bei der Deutschen 1998/99 in etwa gleich blieb, hat
es sich im Segment halbiert.
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Der Geschäftsbericht erinnert an die Ausgliederung von 6,8 Millionen
Kunden, 17500 Mitarbeitern und 43 Milliarden Euro Bilanzsumme in die
Bank 24 am 01.09.1999. Bis Mitte 2001 werde die Retail-Tochter 250
Millionen Euro investieren.
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Deutsche Bank: Neukundenzahl verdoppelt
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Bis zum Jahresende 1999 konnten 100000 und damit doppelt so viele
Neukunden gewonnen werden wie im Vorjahr. Im Direct Brokerage habe die
Deutsche Bank 24 die Kontenzahl in vier Monaten um ein Viertel
gesteigert.
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Ein Drittel der Neukunden sind Online-Kunden. Insgesamt werden im
Retail-Geschäft 650000 Online-Kunden gezählt.
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Im Private Banking zählte das Mutterhaus zuletzt 330000 Kunden, 2000
Berater, 450 Center und 15 Prozent in Deutschland. 54 Prozent der
befragten Klientel seien mit dem Start der "24" sehr zufrieden
gewesen, weniger zufrieden nur acht Prozent.
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In München zeigen sich allein schon die operativen Erträge des
Segments "Privat- und Geschäftskunden" im Konzernbild sehr viel
wichtiger als bei der Deutschen. Nahezu die Hälfte zum operativen
Gesamtertrag steuert die zusammengefasste Zielgruppe bei. Das gilt
allerdings auch für den Verwaltungsaufwand. Das HVB-Betriebsergebnis
des Segments ist sogar höher als dasjenige der Gesamtbank, die noch
Folgelasten der Fusion zu verbuchen hatte. Das Filialgeschäft im
weiten Sinne hat also für die Bayern ohne Zweifel eine deutlich höhere
Bedeutung als bei der Deutschen Bank - sie lebt zum guten Teil davon.
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Hypovereinsbank: Jeder dritte Wertpapierauftrag telefonisch
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Der Geschäftsbericht freut sich über Erfolge im Internet- und Online
Banking, wo man 1999 konzernweit 350000 Nutzer und 461000 Konten
registrierte.
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Das sind 30 beziehungsweise 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Das
Telefonbanking wird von konzernweit 470000 Kunden genutzt, davon
145000 im Wertpapiergeschäft. Rund ein Drittel der Wertpapierorders
wurde 1999 telefonisch erteilt.
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Das Filialnetz wurde um 139 Standorte gestrafft. Seit dem Start der
Fusion wurde das Zweigstellennetz in Deutschland damit um insgesamt
rund 230 Vertriebsstellen reduziert. Dem Ziel, die Zahl der Standorte
bis Ende 2000 um rund ein Viertel zu reduzieren, sei man damit bereits
sehr nahe gekommen.
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Im Zuge der Restrukturierung im Unternehmensbereich Firmenkunden
sollen bis Mitte 2000 und 7000 kleinere und mittlere Unternehmen auf
den Bereich Privat- und Geschäftskunden übertragen werden. Um die
betriebliche wie auch private Betreuung aus einer Hand zu
gewährleisten und mit standardisierten Prozessabläufen die Effizienz
zu erhöhen, soll dieser Geschäftsbereich künftig alle Freiberufler
sowie Firmen mit einem Jahresumsatz bis zu 15 Millionen Euro betreuen.
Die Zahl der betreuten Geschäftskunden ist mit 500000 genannt. Die
Belegschaft des Bereiches "PUG" stieg von 16740 (1998) auf 19462.
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Dresdner Bank: Teilbereich mit hoher Aufwandsquote
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Bei der Dresdner, die das Segment wie gesagt auf "Privatkunden"
einengt, kommt der entsprechende Zinsüberschuss auf knapp 30 Prozent
der Konzernzahl. Die Verwaltungskosten des Teilbereiches machen 37
Prozent des Gesamthauses aus. Die Cost-Income-Ratio des Segments ist
folgerichtig um volle 13 Prozentpunkte höher als die der Dresdner
insgesamt. Der Geschäftsbericht nennt für das Geschäftsfeld
Privatkunden eine Basis von 5,9 Millionen, für die Vermögensberatung
550000 und für Private Banking International 65000 Kunden.
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Die Zahl der Geschäftsstellen hat sich 1999 durch Zusammenlegungen um
53 auf 1358 verringert. Parallel seien die "ergänzenden
Vertriebskanäle" weiter ausgebaut worden. Die Zahl der telefonisch
erteilten Wertpapieraufträge steigerte sich um 80 Prozent auf 735000.
Das im September 1999 gestartete Internetbanking wird von 23000 Kunden
genutzt.
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Comerzbank seit Ende 1999 mit HBCI
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Das von der Commerzbank gebildete Segment Private und Immobilien
liefert etwa ein Drittel des Zinsüberschusses, verlangt etwas mehr als
ein Drittel des Verwaltungsaufwandes und zeigt ebenfalls eine sehr
viel höhere Aufwandsquote als die Gesamtbank. Der Geschäftsbericht
zählt 2793300 Privatkunden, 803400 Individualkunden sowie 1 200 000
Kundendepots auf. Die Direktbank-Tochter Comdirect führte Ende 1999
277000 Kunden, davon 245000 im Brokerage.
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Bei der Mutter hat sich die Zahl der Internet-Kunden auf 150000 mehr
als verdoppelt. Zum Jahresende wurde der Sicherheitsstandard HBCI
eingeführt.

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