Blickpunkte

Öffentlichkeitsarbeit - Die Deutsche Bank und Martin Sonneborn

Auch Erfahrung im Umgang mit Medien schützt offenbar nicht davor hereingelegt zu werden. Das zeigt das Beispiel der Deutschen Bank, die vom Satiriker Martin Sonneborn in die Falle gelockt wurde. Er habe, so Sonneborn in dem Beitrag, für die Deutsche Bank die Hauptrolle in einem gefakten Interview spielen sollen, in dem das Kreditinstitut nicht nur die Antworten, sondern auch die Fragen lieferte. Gezeigt wurde dann (vermutlich mit versteckter Kamera gefilmt), wie sich der Satiriker mit einem "Kommunikationsexperten" der Bank in deren Zentrale trifft, wie beide mit dem Ausdruck der Fragen und Antworten in der Hand durch das Haus laufen und dabei die vorgegebenen Texte nachsprechen, wobei Sonneborn dem "Kommunikationsmann" souffliert, wenn dieser von dem vorgegebenen Text abweicht.

Gesendet wurde das Ganze ursprünglich bereits am 10. Oktober in dem Spartensender ZDF Neo, jedoch mit außerordentlichen geringen Zuschauerzahlen. Deshalb wurde der Beitrag am 8. November in der "Heute-Show" des ZDF erneut ausgestrahlt - diesmal mit deutlich höherer Breitenwirkung. Innerhalb von drei Tagen wurde das Video auf Youtube rund 15 000 Mal aufgerufen - während der ursprüngliche Beitrag es auf gerade einmal 968 Klicks brachte.

Zur Ehrenrettung der Deutschen Bank sei gesagt, dass sich natürlich nicht alles eins zu eins so abgespielt hat, wie es in dem Beitrag den Anschein hat. Angefragt wurde das Interview nämlich nicht von Sonneborn höchstpersönlich, sondern von der Potsdamer Filmproduktionsgesellschaft Smac Film. Produziert werden sollte eine Reportage im Spartensender ZDF Neo, die einer jüngeren Zielgruppe die Welt der Banken erklären sollte. Die Deutsche Bank (wie übrigens auch die Commerzbank) fand dafür die gestellten Fragen (beispielsweise: "Warum haben wir weltweit gerade so viele Probleme mit dem internationalen Finanzsystem?") indessen zu komplex. Wie die Deutsche Bank (die sich zu dem Thema ansonsten in Schweigen hüllt) erklärte, habe man darauf hin Vorschläge gemacht, wie man Kindern und Jugendlichen komplexe Finanzthemen vermittelt. Auf dieser Basis sei die Produktionsgesellschaft bereit gewesen, das Gespräch zu führen.

Diese Aussage der Bank wird durch die Person des Experten, der als Interviewpartner zur Verfügung gestellt wurde, gestützt. Der in dem Beitrag fälschlich als "Kommunikationsexperte" vorgestellte Mitarbeiter ist nämlich kein Mitarbeiter der Pressestelle (ein solcher wäre vermutlich nicht in die gestellte Falle hineingetappt), sondern seine Kommunikationserfahrung bezieht sich eben genau auf die Vermittlung von Finanzwissen an Kinder und Jugendliche, bei der er sich nach Angaben der Bank ehrenamtlich engagiert, unter anderem als Referent des Leipziger Zentrums für Begabung, Intelligenz und Persönlichkeit.

Zweifellos darf man sich fragen, weshalb für einen Beitrag, der Donnerstags um 22.45 Uhr ausgestrahlt wurde, ausgerechnet die Erfahrungen aus der Finanzbildung mit Schulen herhalten mussten. ZDF Neo mag zwar eine jüngere Zielgruppe haben, ist aber doch kein Kinder- und Jugendsender. Immerhin darf man der Bank jedoch vermutlich unterstellen, nicht beabsichtigt zu haben, dass Interviewer und Repräsentant der Bank sich sklavisch an die vorgegebenen Texte halten, wie es der letztlich ausgestrahlte Beitrag suggeriert. Einem echten Medien-Profi wäre das vermutlich auch nicht passiert. Weshalb dem im Umgang mit Medien offenbar unerfahrenen Mitarbeiter kein Pressesprecher zur Seite gestellt wurde, muss offen bleiben.

Für die Deutsche Bank ist die Sache sicher peinlich. Zu Recht fühlt man sich mit nicht ganz fairen Methoden hereingelegt und beklagt, dass dem betreffenden Mitarbeiter "der bürgerliche Tod bereitet" worden sei. Im Übrigen will die Bank die Angelegenheit nicht weiter kommentieren. Und sie tut recht daran.

Man würde die Angelegenheit damit nur länger im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit halten - zum Schaden des Hauses und vor allem des betroffenen Mitarbeiters. Für den gibt es in den sozialen Medien übrigens erschreckend wenig Mitgefühl. Und die Frage, ob es überhaupt statthaft ist, einen Einzelnen dermaßen bloßzustellen, nur um das Unternehmen lächerlich zu machen, für das er arbeitet, wird gar nicht erst diskutiert.

Es hätte vermutlich auch wenig Sinn, nachträglich auf Klarstellung beziehungsweise Richtigstellung der Fakten zu bestehen. Das Unheil ist angerichtet, und bei denen, die alles, wie es in dem Beitrag gezeigt wurde, für bare Münze nehmen, käme jeglicher Kommentar vermutlich als Reaktion nach dem Motto "Getroffener Hund bellt" an. Die Zweifler sind zumindest in der Netzgemeinde ohnehin deutlich in der Minderheit. Offenbar ist man hierzulande immer noch gerne bereit, Blamables über eine Bank zu glauben - zumal über den Branchenprimus. Red.

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