Blickpunkte

Öffentlichkeitsarbeit Sind Bilanzen Männersache?

"Ein Wunder wäre zu wenig", schreibt die Sparda-Bank Baden-Württemberg in ihrem nicht mehr ganz taufrischen Geschäftsbericht zum Jahr 2006. Damit meint sie nicht, wie man vermuten könnte, das Ergebnis der geschäftlichen Aktivitäten. Vielmehr bezieht sich die Aussage auf das Thema des nicht zahlenbezogenen Teils des Berichts. Denn ein "Zahlenwerk" ist dieser nicht einmal zu Hälfte. Um das Fuß-ball-Sommermärchen der Weltmeisterschaft im allgemeinen und "Deutschland im Zeichen der Frau" im besonderen soll es vielmehr gehen (und auch um diverse Bankangelegenheiten) - schließlich kann etwas spät induzierte Euphorie bei der sonst wenig aufregenden Angelegenheit der Bilanzberichterstattung kaum schädlich sein.

Sogar internationale Beachtung kommt dem Geschäftsbericht 2006 der Bank zu. Zwei Gold-Awards in den Kategorien Fotografie und Grafikdesign sowie zwei Nominierungen für Grand Award und Best of Show hat sie beim 21. International Annual Reports Competition (ARC) in New York dafür erhalten. Besonders beeindruckt habe die Jury der konzeptionelle Ansatz, so teilt die Bank mit, nicht den Fußball an sich, sondern die weiblichen Fans in den Mittelpunkt zu stellen.

Was sich dem Betrachter dabei zu allererst offenbart, ist die Erinnerung, dass der Sommer des Bilanzjahres 2006 ein sehr heißer war. Insgesamt 40 Motive weiblicher Fans hat man in Stuttgart ausgewählt, die "das friedliche und humorvolle Deutschland symbolisieren sollen, das gleichermaßen leichtfüßig wie erotisch daher kommt". Die Attraktivität der Gestaltung des eigenen Geschäftsberichts hat die Bank dabei zur echten Chefsache gemacht: Das nun preisgekrönte Thema wurde zusammen mit einem Designer vom Vorstandsvorsitzenden selbst festgelegt. Von Männern also für Männer? Sei's drum: ob "schwarz, rot, geil" samt jeder Menge Haut oder Schweizer Bikini-Teufelchen solange nur die Zahlen dabei nicht zur Nebensache geraten.

Apropos: 2007 hat die Bank laut vorläufigen Zahlen übrigens ihren Bilanzgewinn bei leicht gesunkener Cost Income Ratio von neun auf zehn Millionen Euro erhöht und die Bilanzsumme um knapp acht Prozent auf 9,4 Milliarden Euro ausgeweitet. Die endgültigen Ergebnisse gibt es dann im neuen gedruckten Geschäftsbericht. Welches Thema man(n) sich wohl diesmal ausgedacht hat? ho.

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