Vor Ort

Finanzplatz Dresden Erste evangelische Kirchenbank in Deutschland

Am 2. Oktober 1925 wurde im Ständehaus zu Dresden die Landeskirchliche Kreditgenossenschaft für Sachsen e. G.m.b. H. (LKG) als das erste evangelische Kreditinstitut Deutschlands gegründet. Ziel war die kirchliche Selbsthilfe während Zeiten extremer Inflation. Die LKG bezeichnete sich von Beginn an als "Fernbank" und nahm damit das Konzept der Direktbanken vorweg: keine Filialen, sondern Kommunikation mit dem Kundenstamm durch Brief und Telefon beziehungsweise Beratungsgespräche vor Ort.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der sowjetischen Besatzungszone ein planwirtschaftliches Geld- und Kreditsystem etabliert. Doch nicht nur hierdurch wurde der Förderauftrag der LKG in Frage gestellt: Hinzu kam, dass Kredite an Kirchengemeinden von der DDR-Obrigkeit nicht gewünscht waren. Im Jahre 1954 erteilte das Ministerium der Finanzen dennoch eine Genehmigung zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes. Allerdings war die Genossenschaft über die Jahre hinweg immer nur geduldet. So durfte die LKG bis zum Ende der DDR keine Bankkaufleute ausbilden und war bei Anschaffungen und Investitionen benachteiligt.

Zu einem steuerlichen Vorteil gereichte ihr jedoch die Rechtsform der alten sächsischen Genossenschaft: Im Gegensatz zu den neu gegründeten sozialistischen Genossenschaften hatte die LKG keine Gewinnabführungspflicht an den Staat.

Im Jahr 1960 war die Bilanzsumme wieder höher als vor dem Krieg. Im Gegensatz zu den steigenden Spareinlagen tendierte das Kreditvolumen jedoch durch die staatliche Reglementierung gegen Null. Im Jahr 1967 beispielsweise hatten die Ausleihungen an Kunden einen Anteil von gerade einmal 0,13 Prozent an der Bilanzsumme. Das hatte immense Auswirkungen auf die Ertragsmöglichkeiten der Bank. Die einzige Anlagemöglichkeit bei der Staatsbank brachte weniger Zinsen als die LKG ihren Kunden für langfristige Einlagen zahlen musste. In der DDR fiel der LKG eine ungewollte Alibifunktion für den Staat zu - durch die Existenz einer Kirchenbank konnte Liberalität vorgetäuscht werden.

Nach der Wiedervereinigung schloss sich die Kreditgenossenschaft der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e. V. an. Mit einer Bilanzsumme von rund 441,5 Millionen Euro ist die Kirchenbank etwa halb so groß wie die örtliche Genossenschaftsbank in Dresden. Sie ist heutzutage nicht nur für kirchliche und diakonische Einrichtungen zugänglich, sondern auch für deren Mitarbeiter sowie alle Privatpersonen, die einer christlichen Kirche angehören. hm

Noch keine Bewertungen vorhanden


X