Blickpunkte

Beratungspraxis – Placebo vom Bankenverband

Die im Zuge der Finanzkrise nochmals verstärkten Bemühungen der Bundesregierung um neue Regelungen im Verbraucherschutz haben für Verstimmungen in der Branche gesorgt. Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) erkennt in einem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales erstellten "Checkheft Altersvorsorge" eine Diffamierung des gesamten Berufsstandes, die Interessengemeinschaft deutscher Versicherungsmakler (IVGM) weist pauschale Verunglimpfungen zurück. Die IVGM verbindet ihre Replik gar mit einer dürftig versteckten Drohung: Versicherungsmakler sollten ihre Meinung zu diesen Aussagen kundtun, auch bei bevorstehenden Wahlen. Die Empörung entzündet sich insbesondere an der im Checkheft abgedruckten Aussage, dass die finanziellen Anreize der Anbieter nicht wenige Vermittler bei ihren Produktempfehlungen beeinflussen beziehungsweise an der Aufforderung, der Kunde solle auch dann nach Provisionen fragen, wenn er nicht zur Auskunft verpflichtet sei. Denn wer ein Geheimnis daraus mache, habe vielleicht noch mehr zu verbergen. Der Bundesverband deutscher Banken reagiert in der aktuellen Situation nach dem ersten Eindruck moderater und einsichtiger. Bei der Vorstellung von "Leitlinien zur Stärkung des Anlegervertrauens" erklärt der geschäftsführende Vorstand Prof. Manfred Weber nämlich, das Anlegervertrauen habe Schaden genommen und es sei nun an der Zeit, Fehler zu korrigieren. Das wollen auch die Banken tun und dabei spielen die vorgestellten Leitlinien eine zentrale Rolle. Beim näheren Betrachten erweisen sich diese dann aber schnell als Placebo. Dass Banken bei der Ausgestaltung ihres Kundengeschäfts den Kunden in den Mittelpunkt stellen und sich daran messen lassen, wie in Punkt 1 dargelegt wird, gilt hoffentlich - nicht erst seit heute. Ebenso wie der Ansatz, dass Produkte auf ihre Eignung für den Privatkunden geprüft werden und dass die aktuelle Markteinschätzung und die angesprochene Kundengruppe bei der Auswahl von Produkten beachtet werden. Der Hinweis, dass Organisation und Arbeitsweise in vielen Instituten bereits den Leitlinien entsprechen, ist bei der Dokumentation solcher Selbstverständlichkeiten nur ein schwacher Trost. hm

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