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Baufinanzierung im Test - Was ist gute Beratung?

Wenn die Stiftung Warentest die Beratungsangebote von Kreditinstituten testet, ist das immer so eine Sache. Denn Kreditinstitute versprechen zwar stets die Einhaltung von Beratungsstandards, sprich dass die Beratung unabhängig vom Berater ein bestimmtes Qualitätsniveau einhalten solle. Doch ist eben das schwierig und eigentlich nur dann möglich, wenn der Beratungsprozess so weit von der IT gegängelt wird, dass die Unterschiede in der Kompetenz und Persönlichkeit der einzelnen Berater dadurch wettgemacht werden - dies dann zulasten der Individualität und der Möglichkeiten, auf den einzelnen Kunden einzugehen. Dies muss man vermutlich auch bei der Bewertung der Baufinanzierungsberatung in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest im Hinterkopf behalten, bei der Banken und Sparkassen insgesamt so schlecht abschnitten, dass dies die Deutsche Kreditwirtschaft zu einer Stellungnahme veranlasste.

Zweifellos sind Finanzierungsvorschläge, bei denen die monatlichen Kosten aus Kreditraten und Bewirtschaftungskosten die finanzielle Tragfähigkeit der Kunden übersteigen, unangemessen. Dass Bauherren die Nebenkosten ihres neuen Heims nicht in die Betrachtung einbeziehen, kommt vor. Dann ist es Aufgabe des Beraters, darauf hinzuweisen. Unterbleibt dieser Hinweis, kritisieren die Verbraucherschützer das zu Recht. Wenn die empfohlene Kreditsumme für den geplanten Kauf gar nicht reicht, muss das hingegen nicht unbedingt ein Mangelkriterium sein: Hier wurde der dem Kunden verbleibende finanzielle Spielraum vermutlich schlicht vorsichtiger kalkuliert - und die Empfehlung, die Kreditsumme (sprich auch die Wünsche an die zu erwerbende Immobilie) zu reduzieren, muss nicht unbedingt ein Fehler sein. Sie ist jedenfalls besser als wenn der Kunde sich finanziell übernimmt, was letztlich in einer Zwangsversteigerung enden kann.

Auch eine aus Sicht der Verbraucherschützer zu hoch angesetzte Kreditsumme ist teilweise nachvollziehbar, wie die Deutsche Kreditwirtschaft argumentiert. Denn jeder, der bereits gebaut oder in größerem Stil renoviert hat, weiß, dass immer wieder Zusatzausgaben auftauchen, die zuvor nicht eingeplant waren. Eine etwas großzügiger zugeschnittene Finanzierung ist dann eine echte Hilfe. Aus dem gleichen Grund kann es auch durchaus sinnvoll sein, nicht alle Eigenmittel in die Finanzierung einzurechnen - schließlich will das neue Eigenheim anschließend auch eingerichtet und ausgestattet sein. Auch dafür sollte ein gewisser Spielraum zur Verfügung stehen.

All das zeigt: Was eine "gute" Beratung ist, kann durchaus unterschiedlich bewertet werden. Ein Kunde, der nur auf die möglichst niedrige monatliche Rate schaut, kann das völlig anders sehen als derjenige, der etwa auf finanzielle Puffer Wert legt - auch wenn er dafür länger braucht, um seine Finanzierung abzuzahlen.

Dass es bei der Stichprobe auch Mängel gab und in der Praxis immer Mängel geben wird - unbestritten. Dieses Risiko wird es immer geben, wo man es mit Menschen zu tun hat. Und dass etwa ein Berater trotz telefonischer Terminvereinbarung nicht zur Verfügung steht, wie es offenbar mehrmals vorkam, das geht gar nicht. Solche organisatorischen Fehler sind aber auch die, die am leichtesten zu beheben sein sollten. Red.

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