Ertragsrechnung

Alles im Blick

Wenn die Bundesbank im Monatsbericht September jeden Jahres ihre traditionelle Berichterstattung über die Ertragslage der deutschen Kreditinstitute in der jeweils abgelaufenen Bilanzsaison veröffentlicht, dann erfährt die breite Öffentlichkeit im Allgemeinen keine wirklich großen Neuigkeiten oder Überraschungen. Denn gerade die sehr guten wie auch die schlechten Entwicklungen in einzelnen Banken, Regionen oder auch Institutsgruppen werden zwischen Februar und Juli überall im Land meist schon bei deren Berichterstattung über die Geschäfts zahlen bekannt. Aber neben solchen markanten Schlaglichtern geht es um eine möglichst gesicherte Vergleichbarkeit über die verschiedenen Institutsgruppen hinweg. Dafür ist die Bundesbankstatistik mit ihren teilweise weit zurück reichenden Zeitreihen ausgesprochen nützlich.

Mit Blick auf die kleinen und mittelgroßen deutschen Banken ist das Bild derzeit besonders umfassend. Denn neben der kürzlich erschienenen Betrachtung der Ertragslage im Monatsbericht hat die Bundesbank zusammen mit der BaFin Mitte September auch die Ergebnisse einer Umfrage unter 1 500 Instituten über die Auswirkungen des Niedrigzinsszenarios veröffentlicht, sprich mit verschieden Zins- beziehungsweise Zinsschockszenarien den Blick in die Jahre 2015 bis 2019 gerichtet (siehe auch Leitartikel und Gespräch des Tages in Kreditwesen 19-2015). Auch anhaltend niedrige Zinsen, so das ermutigende Fazit dieser zukunftsgerichteten Analyse, stellen keine unlösbare Herausforderung für die hiesigen Banken dar. Es bedarf aber sehr wohl einer mutigen und offensiven Grundhaltung, den Strukturwandel als Konstante zu begreifen und die aktuellen Herausforderungen der Digitalisierung und/oder der Änderung der Vertriebsstrukturen anzunehmen.

Der Blick zurück auf die Ertragslage 2014 zeigt für den deutschen Bankensektor insgesamt wie auch für die kleinen und mittleren Häuser einen um rund 4,7 Prozent gewachsenen Zinsüberschuss. Sein Anteil an den operativen Erträgen (als Summe von Zinsüberschuss, Provisionsüberschuss, Handelsergebnis und sonstigem betrieblichem Ergebnis) lag mit 74,4 Prozent immer noch knapp über dem langjährigen Durchschnittswert. Auch bei den Sparkassen mit fast 80 Prozent und den Kreditgenossenschaften mit 79 Prozent konnte 2014 stabil der langfristige Durchschnitt gehalten werden. Dass dies in diesen Institutsgruppen gelungen ist, ist übrigens nicht nur der Ausweitung der Zinserträge aus dem klassischen Kreditgeschäft zu verdanken, sondern auch den laufenden Erträgen aus Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren aus Spezialfonds, die vielerorts ebenfalls dem Zinsgeschäft zugerechnet werden. Eine echte Herausforderung für die Ortsbanken der beiden Verbundgruppen ist allerdings ein erhöhtes Liquiditätsrisiko, das aus der anhaltenden Umschichtung auf kurzlaufende Einlagen auf der Passivseite und der Nachfrage nach langlaufenden Krediten auf der Aktivseite resultiert. Das bedeutet ein höheres Liquiditätsrisiko beziehungsweise erschwerte Bedingungen für eine bilanzielle Fristentransformation.

Über alle Bankengruppen betrachtet nimmt die Bedeutung des Provisionsüberschusses zwar zu. Und nicht zuletzt dank höherer Gebühren im Zahlungsverkehr bescheinigt die Bundesbank sowohl den Sparkassen als auch den Kreditgenossenschaften neue Höchststände. Doch mit einem Anteil von 22,1 Prozent an den operativen Erträgen bei den Kreditgenossenschaften und 20,1 Prozent bei den Sparkassen sind die Quoten bei Weitem nicht in jene Größenordnungen gewachsen, die seit vielen Jahren in beiden Verbünden angestrebt werden.

Bei gestiegenen Personalkosten haben sich auch die Verwaltungsaufwendungen insgesamt sowohl im Sparkassenbereich als auch bei den Kreditgenossenschaften leicht erhöht. Gerade bei den Sachkosten verweist die Bundesbank dabei ausdrücklich auf Erfolge aus Einsparungen und Synergieeffekten. Die Notenbank räumt allerdings ein, dass der zusätzliche Aufwand für die Bankenabgabe diesen Effekt weitgehend kompensiert haben könnte. Nicht negativ wirkt sich in dieser Betrachtung der Verwaltungskosten die in den vergangenen Jahren vielfach vollzogene Abzinsung der Diskontierungssätze bei Pensionsrückstellungen aus, denn diese wird häufig im sonstigen betrieblichen Ergebnis erfasst. Mit 68,3 Prozent bei den Sparkassen und 65,9 Prozent bei den Genossenschaftsbanken ist die Cost Income Ratio in beiden Verbundgruppen keineswegs aus dem Ruder gelaufen. Doch der angestrebte Wert von 60 Prozent ist angesichts der Aufrechterhaltung einer vernünftigen Filialstruktur bei gleichzeitigem Bemühen um angemessene Digitalisierung derzeit im Wettbewerb in der Breite schwer realisierbar.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X