Clearstream hat nach eigenen Angaben die nächste Stufe auf dem Weg zur Digitalisierung der Finanzmärkte erreicht: die Einführung des Digital Instruments auf D7, der digitalen Nachhandelsplattform der Deutschen Börse. Europäische Emittenten können diese neue Infrastruktur nun demnach nutzen, um digitale Wertpapiere zu emittieren. Die ersten automatisierten Emissionen wurden von der LBBW und Vontobel begeben, und von Clearstream, dem Nachhandelsdienstleister der Deutschen Börse durchgeführt. D7 ist vollständig in die globale Infrastruktur von Clearstream integriert und verbindet so bestehende Netzwerke und digitale Lösungen.
Digital Instruments sind smarte Objekte, die elektronische Wertpapiere darstellen. Sie enthalten alle relevanten Informationen, die während des gesamten Lebenszyklus eines Wertpapiers benötigt werden, wie Referenz-, Zulassungs- und rechtliche Daten, sowie Kapitalmaßnahmen und Berichtsinformationen. Sie sind technologie-, anlageklassen- und standortunabhängig. Außerdem sollen sie taggleiche Emissionen, automatisierte durchgehende Datenverarbeitung und Asset Servicing ermöglichen – und das über bestehende und neue Finanznetzwerke sowie -infrastrukturen hinweg. Auf diese Weise soll das Digital Instrument helfen, operative Abläufe effizient zu gestalten, Abstimmungsbedarf zu minimieren und das Gesamtrisiko zu verringern.
So soll Clearstream als Teil der Gruppe Deutsche Börse für circa 80 Prozent der deutschen Wertpapiere eine vollständig digitale Alternative zur herkömmlichen physischen Emission bieten können. Das neue D7-Angebot umfasse Optionsscheine und Zertifikate. Für die Zukunft sind weitere Anlageklassen und Länder in Übereinstimmung mit den jeweiligen regulatorischen Rahmenbedingungen geplant.
Jens Hachmeister, Head of Issuer Services & New Digital Markets bei Clearstream, sagt: „Entsprechend unserer Mission, innovative und zukunftssichere Infrastrukturen für unsere Kunden und die gesamte Branche zu betreiben, haben wir nun das smarte digitale Wertpapier eingeführt. Dadurch wird die Emission strukturierter Produkte von Tagen auf Minuten verkürzt, und unsere Kunden und Partner können sich schneller an ein verändertes Marktumfeld anpassen. So beschleunigen wir die Markteinführung und erschließen ein völlig neues Universum an Produkten auf unserem Weg hin zu vollständig digitalisierten Märkten.“
„Für das Zertifikategeschäft ist neben einem hochautomatisierten Handelsprozess ein digitalisierter und effizienter Emissions- und Abwicklungsprozess von hoher Bedeutung. Mit der ersten Pilotemission eines LBBW-Bonus-Zertifikates über die D7-Plattform, begleitet von Clearstream, gehen wir den nächsten technologischen wichtigen Schritt hin zu einer End-to-End Digitalisierung“, sagt Jan Krüger, Head of Equity-Markets der LBBW.
Markus Schenk, Head Issuance Europe, Vontobel, ist überzeugt: “Die Einführung des Digital Instruments stellt einen Meilenstein auf dem Weg hin zu einer vollständig digitalen Marktinfrastruktur in Deutschland dar. Die Möglichkeit, unsere strukturierten Wertpapiere zukünftig schneller und kosteneffizienter in den Markt zu bringen, wird letztlich das Kundenerlebnis positiv beeinflussen. Wir bei Vontobel sind stolz, dass wir das Projekt von Beginn an begleiten und wertvollen inhaltlichen Input liefern konnten. Uns war wichtig, unseren Teil zu diesem wichtigen Marktinfrastrukturprojekt beizutragen.”
In der Vergangenheit mussten deutsche Wertpapiere als papierbasierte Globalurkunden emittiert und in einem physischen Tresor bei dem zentralen Wertpapierverwahrer aufbewahrt werden. Dies war meist mit einem mehrtägigen Emissionsprozess verbunden. Im vergangenen Jahr verabschiedete der deutsche Gesetzgeber das Gesetz über elektronische Wertpapiere, das die dematerialisierte Ausgabe von Wertpapieren ermöglicht und den Weg für die Automatisierung des Wertpapierlebenszyklus ebnete. Seit Dezember 2021 verarbeitet die Deutsche Börse dematerialisierte Wertpapiere über ein zentrales Register – die erste D7-Komponente in Produktion.