Gespräch des Tages

Sparkassenorganisation I - Elegant geklärt

Man mag es für eine günstige Fügung halten, dass die zunehmend zugespitzte Entwicklung bei der WestLB bis hin zum jüngsten Restrukturierungsprogramm es der hessisch-thüringischen Sparkassenorganisation im Verlauf dieses Jahres vergleichsweise leicht gemacht hat, von der Aufnahme richtiger Fusionsverhandlungen zwischen WestLB und Helaba immer mehr abzurücken und dann auf Gremienbeschluss endgültig Abstand zu nehmen. Aber es war zweifellos auch von Anfang an eine gleichermaßen professionelle wie behutsame Kommunikation, mit der dieses Projekt begleitet wurde. Denn schon in den ersten Reaktionen auf die neuerlichen Avancen aus Nordrhein-Westfalen im Dezember vergangenen Jahres haben sich Helaba und SGVHT sehr besonnen gezeigt wenig euphorisch und mit gehörigem Respekt vor möglichen Risiken, aber immer verantwortungsbewusst und mit Blick auf eine mögliche weitergehende gruppeninterne Lösung der Landesbankenkonsolidierung.

An dieser Lagebeurteilung hat sich auch nach der neuerlichen Episode WestLB/Helaba nichts Grundsätzliches geändert. Das Gesamtproblem für die Gruppe bleibt, und die WestLB beziehungsweise die Sparkassenorganisation in Nordrhein-Westfalen sind allenfalls durch die dortige Landespolitik, aber zumindest nicht aus der eigenen Bankengruppe heraus mehr beschädigt worden als sie es ohnehin sind oder waren. Auf der anderen Seite hat die Sparkassenorganisation in Hessen-Thüringen derzeit in punkto Geschäftsmodell ihrer Landesbank sicherlich nicht das größte Problem. Es gibt für die Helaba keinen dringlichen Fusionsdruck, wenngleich sich die hessisch-thüringische Sparkassenorganisation von der Landesbankenkonsolidierung als Ganzes nicht abkoppeln kann und sicher auch nicht will. Soweit Zusammenhänge zwischen der Güte der strategischen Ausrichtung und den Verstrickungen in die Subprime-Krise und deren Folgen bestehen, hat jedenfalls die dortige S-Gruppe in der bisherigen Amtszeit von Gregor Böhmer ziemlich richtig gelegen.

Für die Zukunft geklärt ist die Ausrichtung der Sparkassenorganisation in Hessen und Thüringen damit freilich noch nicht. Denn im Beritt des SGVHT entsprechen einige Elemente der gelebten Praxis keineswegs der reinen Lehre, sondern zeigen einen allenfalls pragmatischen Umgang mit den Realitäten. So hat sich der Verband angesichts des auch im Berichtsjahr 2007 wieder erheblichen Beitrags der Direktbank der Frankfurter Sparkasse von 38,5 Prozent am Gesamtzuwachs der Kundeneinlagen mit seinen diesbezüglichen Beschlüssen arrangiert und damit seine anfänglichen Vorbehalte gegenüber der 1822-direkt relativiert. Auch die Integration der Frankfurter Sparkasse in die Helaba hat der Verband als eine Art unvermeidbare Rettungsmaßnahme irgendwie akzeptiert. Mögliche Meinungsverschiedenheiten mit der Helaba-Spitze und der (bisherigen) Landespolitik zum Thema Vertikalisierung werden ganz bewusst nicht vertieft.

Unbedingt vermeiden will der Verband aber jetzt wenigstens eine Eingliederung der Sparkasse Offenbach unter das Konzerndach der Landesbank. Klare Aussage: Die vertikale Integration gehört nicht zu den "systemgerechten Lösungen". Als mittelgroße Sparkasse und einer Position im mittleren Drittel des Verbandsrankings nach Ertragskraft will man den Offenbachern allenfalls die Fusion mit einer anderen Nachbarsparkasse als der Fraspa oder die Bildung einer Verbandssparkasse zubilligen. Wenn ein Träger seine Sparkasse nicht mehr haben will, so wird wiederum pragmatisch registriert, dann muss sich der zuständige Verband dringlich dieser Dinge annehmen. Insofern arbeitet der SGVHT derzeit vielleicht nicht in vorderster Front der Landesbankenkonsolidierung, er hat aber gewiss ein erhebliches Interesse daran, die spannende Frage einer vertikalen Integration möglichst tragfähig zu lösen.

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