Gespräch des Tages

Sparkassen II - Starke Positionen

Es war bestimmt nicht immer so, dass der hessische Sparkassen-Präsident von seinen Kollegen aus anderen Regionen beneidet werden konnte. Gerhard Grandke könnte sich dieser Ehre erfreuen. Er wird nicht von der Landespolitik zu Fusionen gedrängt, muss sich nicht immer wieder quälenden Fragen ob der Verfehlungen seiner Landesbank stellen, wird dafür schon gar nicht staatsanwaltlich überprüft, sondern kann sich im Gegenteil aus der Position des Starken heraus relativ gelassen zurücklehnen und die Dinge auf sich zukommen lassen. Das ist ein Stück weit einfach Glück. Das ist ein Stück weit das Verdienst seiner Vorgänger, die mit Verbundkonzept und Haftungsverbund, der 85-Prozent-Beteiligung der Sparkassen an der Helaba und der Eingemeindung der Fraspa in die Landesbank tragfähige Strukturen geschaffen haben. Es ist natürlich ein Stück weit den handelnden Personen in den Vorständen der 50 Mitgliedssparkassen in Hessen und Thüringen und der Landesbank zu verdanken, die dem Präsidenten unliebsame Fragen zu der ein oder anderen Schieflage ersparen. Das ist ein Stück weit die hessische Politik, die in Sparkassenfragen zumindest öffentlich mit vornehmer Zurückhaltung glänzt. Und es ist natürlich ein Stück weit Gerhard Grandke selbst, der mit ausgesprochen gutem, politisch geschultem Instinkt die Strippen im Hintergrund erfolgreich zu ziehen versteht. Alles auf Grün also.

Wer hätte vor ein paar Jahren noch geglaubt, dass die Helaba einmal die Spinne im Netz der Landesbankenkonsolidierung sein würde? Auch wenn derzeit noch ein wenig gepokert wird um die Beteiligung an den Lasten und Kosten, so kann doch davon ausgegangen werden, dass die Übernahme der nordrhein-westfälischen Verbundbank (ehemals WestLB) durch die Hessen klappen wird. Dann herrscht die Helaba nicht nur über das lukrative Rhein-Main-Gebiet, sondern auch über das industriepolitisch bedeutsame Rheinland ebenso wie über die nordhessischen, thüringischen und westfälisch-lippischen Provinzen. Macht sie das Verbundgeschäft mit den Sparkassen dort so zufriedenstellend wie in Hessen und Thüringen, werden sicherlich auch die öffentlich-rechtlichen Institute in anderen Regionen darauf aufmerksam. Regio-nal-politische Grenzen gibt es in diesem Geschäft schon lange nicht mehr. Auch über eine Bündelung der Kräfte beziehungsweise die Beseitigung von Doppelarbeiten zwischen Deka und Landesbank Berlin und vielleicht sogar Helaba wird in Zukunft sicher weiter nachgedacht werden - auch wenn die Helaba anders als die beiden anderen Spieler nicht allen Sparkassen gehört. Verlieren wird Grandke

vermutlich auch in diesem Spiel nichts. Und selbst vermeintlicher Ballast wie die vom Verband in einer Rettungsaktion übernommene Naspa-Dublin reüssiert. Brutto hat der Verbandsableger - ordentlich geführt, das Portfolio wird sukzessive angebaut inzwischen in drei Jahren 50 Millionen Euro abgeworfen, unter dem Strich nach Abzug von Aufwendungen verbleiben immerhin noch 30 Millionen für die Verbandskasse. Mit so viel guter Aura kann Grandke auch künftigen Sitzungen im Helaba-Verwaltungsrat gelassen entgegensehen. Denn gelingt alles planmäßig, werden mit dem rheinischen und dem westfälisch-lippischen gleich zwei weitere Regionalpräsidenten in dieses Gremium einziehen mit nicht immer identischen Ansichten zur Zukunft des roten S wie ihr hessisches Pendant.

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