Gespräch des Tages

Sparkassen II - Schwierige Konfigurierung der Verbundbank

Die hessisch-thüringische Sparkassenorganisation hat sich in den vergangenen Jahren in der eigenen Gruppe und darüber hinaus den Ruf eines soliden Risikomanagers erworben. Das spiegelt sich in der Ausgewogenheit des Geschäftsmodells der Helaba wider, welches die Landesbank aus den groben Verwerfungen der Finanzmarktkrise herausgehalten hat. Es kommt in dem gemeinsamen Verbundkonzept mit den hessisch-thüringischen Sparkassen zum Ausdruck, das eine anhaltend günstige Bewertung durch die Ratingagenturen sichert und kürzlich höchstwahrscheinlich maßgeblich dazu beigetragen hat, den Stress mit der EBA in seinen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte zu beherrschen. Und das zeigt sich aktuell in dem selbstbewussten Antritt bei der Prüfung einer Andockung der geplanten Verbundbank der WestLB an die Helaba.

Viele Nebenbedingungen, die Gerhard Grandke als Entscheidungsgrundlage für dieses angelaufene Projekt formuliert, betonen weiterhin die starke Ausrichtung auf einen beherrschbaren Risikomix. In diesem Sinne schließt der SGVHT-Präsident beispielsweise einen Erwerb der Immobilientochter West-Immo wegen zu starker Überschneidungen mit dem Kerngeschäft der Helaba von vornherein aus. Und angesichts der gewachsenen Strukturen im Landesbankensektor geht er auch bei der Zentralbankfunktion davon aus, dass es auf absehbare Zeit mindestens zwei oder drei dieser Einheiten geben wird und auch bedarf, um die Mittel der Mitgliedsinstitute komplett in der eigenen Institution halten zu können.

Diese Grundpositionierung als eines von mehreren S-Zentralinstituten schmälert allerdings keineswegs das hessisch-thüringische Interesse an einer Übernahme des klassischen Zentralbankgeschäftes der nordrhein-westfälischen Sparkassen, und eine Betreuung der Sparkassen in Brandenburg hat man in diesem Zusammenhang ebenfalls im Auge. Die Kunst wird es bei dem Gesamtprojekt Verbundbank freilich sein, auf der Aktivseite der angestrebten 40-Milliarden-Verbundbankbilanz genügend "mit den Sparkassen verbundenes Geschäft" zu versammeln, das den Ansprüchen der hessisch-thüringischen Seite entspricht. Genau an dieser Stelle wird sich entscheiden, ob sich die beiden Parteien einig werden.

Es geht in den kommenden Wochen um eine für beide Seiten vertretbare Konfigurierung des Verbundgeschäftes, wie Grandke es so schön formulierte. Frankfurt wird dabei naturgemäß ein Interesse daran haben, all jene Geschäftsaktivitäten und Kundenbeziehungen in die Verbundbank einzubeziehen, die die neue Unternehmenseinheit rentabel und deren Risiken beherrschbar machen. Den heutigen WestLB Eignern dürfte daran liegen, das eine oder andere Asset noch in der Verbundbank anzusiedeln, das sonst in die Abwicklungsanstalt geschoben werden müsste beziehungsweise es herauszuhalten, wenn es am Markt besser verkauft werden kann. Dass in diesem Selektions- und Bewertungsprozess noch Teile des Firmengeschäftes übrig bleiben, an denen die HSBC Interesse haben könnte, ist dabei eher unwahrscheinlich.

Noch nicht so recht durchsichtig sind im jetzigen Stadium die angepeilten Eigentumsverhältnisse. Zwar hat Gerhard Grandke durchblicken lassen, dass die hessisch-thüringischen Sparkassen ihre Mehrheit an der Helaba auch nach einer Eingliederung der Verbundbank halten wollen. Und er hat in diesem Zusammenhang auch deutlich artikuliert, dass im Sinne eines geschäftlichen Interesses an einem florierenden Verbundgeschäft eine Beteiligung der NRW-Sparkassenverbände an der Frankfurter Landesbank vorgesehen ist, wobei Letztere wie ohnehin geplant 500 Millionen Euro in die Verbundbank einbringen sollen. Wie die jeweils angesetzten 250 Millionen Euro aus dem gesamten Sparkassensektor sowie dem Landesbankenbereich eingebracht werden, ohne ungewünschte Beteiligungsverhältnisse zu schaffen, ist noch offen. Und auch eine mögliche Verschiebung der Eigentumsverhältnisse im Zuge der zwar zugesagten, aber nur sehr zäh vorankommenden Härtung der stillen Einlagen der Helaba haben alle Beteiligten gewiss schon im Blick.

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