Gespräch des Tages

Helaba - Ausgewogen

Das Geschäftsmodell der Helaba hat sich in dem von großer Unsicherheit geprägten Berichtsjahr 2009 bewährt, und alle Segmente haben sich dabei als resistent erwiesen. Das ist für Hans-Dieter Brenner die Kernbotschaft seiner Berichterstattung. Auf die Ausgewogenheit in den zentralen Geschäftsfeldern verbunden mit der zugehörigen Risikotragfähigkeit und nachhaltig wertigen und ausbalancierten Ertragsquellen führt der Vorstandschef dementsprechend maßgeblich das erreichte Konzernergebnis von 408 Millionen Euro vor Steuern zurück. Sein Haus ist damit wieder auf das Niveau vor der Finanzmarktkrise eingeschwenkt.

Ein Ergebnisbeitrag von 119 Millionen Euro aus dem Geschäftsfeld Immobilien, 54 Millionen Euro aus dem Asset Management, weitere 77 Millionen aus der Frankfurter Sparkasse und 11 Millionen Euro aus dem neu geordneten Förder- und Infrastrukturgeschäft decken schon knapp zwei Drittel des Ertrages ab. Im Geschäftsfeld Financial Markets wird bei Wertpapieren und Derivaten von einer weitgehenden Wertaufholung der Bewertungskorrekturen aus den Jahren 2007 und 2008 sowie von weiterem Potenzial berichtet. Und auch dem Geschäftsfeld Corporate Finance wird bei allem Abschreibungsbedarf aus den Belastungen der Rezession ein positives Ergebnis bescheinigt. Von der stark auf 487 (66) Millionen Euro angestiegenen Risikovorsorge im Kreditgeschäft werden dabei rund 345 Millionen Euro ausfallgefährdeten Engagements zugeschrieben und die restlichen 142 im Rahmen einer Portfoliowertberichtigung für künftige potenzielle Ausfälle vorgehalten.

Dieser Blick für eine kalkulierbare Balance klingt nicht nur im eigenen Haus an. Er überträgt sich auch auf die Vorstellungen der Helaba zur weiteren strategischen Ausrichtung und Weiterentwicklung der S-Gruppe einschließlich der Deka-Bank und der Neuordnung des Landesbankensektors. Zwar war in beiden Punkten angesichts der laufenden Gespräche keine konkrete Preisgabe von Verhandlungspositionen zu erwarten. Aber sowohl bei der "strategischen Beteiligung" Deka-Bank als auch bei einer Landesbankenkonsolidierung hat die Helaba sehr deutlich artikuliert, gehört werden zu wollen. Ihre Interessenlage dürfte in beiden Fällen darauf hinauslaufen, ihr ausbalanciertes Geschäftsmodell zu erhalten. Und in der Frage der künftigen Beteiligungsverhältnisse und der geschäftlichen Ausrichtung der Deka-Bank wird man sicher darauf achten, die eigenen Geschäftsfelder vor gruppeneigenen Konkurrenten möglichst wirksam abzuschirmen. In der Landesbankenkonsolidierung wird eine Sympathie für drei oder vier Einheiten bekundet, die dem eigenen Selbstverständnis nach sicherlich nicht auf eine funktionale Spezialisierung hinauslaufen sollte. Dieser Tenor ist bei den hessisch-thüringischen Sparkassen und deren Präsidenten ganz ähnlich. Denn im vergangenen Jahr hat Gerhard Grandke wiederholt herausgearbeitet, wie wichtig ihm und den hessisch-thüringischen Sparkassen für ihre Landesbank und die gesamte Sparkassenorganisation ein gutes, weil ausgewogenes Risikoprofil zwischen den Geschäftsfeldern ist.

Diese Grundausrichtung spiegelt sich auch in zwei aktuellen Initiativen der Helaba wider. Zum einen ist da das offensive Werben um Sparkassen aus dem Westen (WestLB), Nordwesten (HSH Nordbank) und Süden (Bayern-LB) als Kunden für die Funktion der Sparkassenzentralbank. Und zum Zweiten gibt es das klare Bekenntnis zu einem kontrollierten Aufbau der LB Swiss als Private-Banking-Dienstleister für die hessisch-thüringischen Sparkassen und interessierte Dritte außerhalb des eigenen Verbandsgebietes. Gerade letzteres Angebot könnte unter den Primären in der Sparkassenorganisation auf verstärkte Nachfrage stoßen. Denn in diesem Kundensegment mit guten Ertragsaussichten gilt das Potenzial der S-Gruppe bei Weitem noch nicht als ausgeschöpft (siehe Kreditwesen 7-2010). Für die Helaba könnte sich dieser Bereich - ähnlich wie in den vergangenen Jahren das Asset Management - als weiteres stabilisierendes Element im Geschäftsmodell erweisen.

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