Gespräch des Tages

Deka-Bank - Geschafft

Die Weichen für die Machtübernahme der Sparkassen bei der Deka-Bank waren seit mehr als einem Jahr gestellt. Schon zum Sparkassentag 2010 hatte der Bundesobmann der Sparkassenvorstände Helmut Schleweis im Redaktionsgespräch eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Übernahme der unternehmerischen und gestalterischen Mehrheit an dem verbundeigenen Asset Manager ausgemacht (Kreditwesen 9-2010). Durch die Beihilfeauflagen für die LBBW so richtig in Gang gebracht haben dann schnell andere Landesbanken wie die Nord-LB ihre Bereitschaft zur Abgabe ihrer Anteile bekundet. Und kürzlich hat auch der Helaba-Chef Hans-Dieter Brenner erläutert, wieso die Deka-Bank-Anteile seines Hauses entgegen frühererBekundungen binnen eines Jahres von einer unveräußerbaren strategischen Beteiligung zum Verkaufsobjekt wurden. Mit lediglich sechs Prozent als einzige Landesbank an dem ebenfalls am Standort Frankfurt sesshaften Asset Manager beteiligt zu bleiben, hätte für die Helaba in der Tat betriebswirtschaftlich wie strategisch nur begrenzten Sinn gemacht.

Umgekehrt haben viele Sparkassen - an der Spitze der zuvor unterrepräsentierte ostdeutsche Regionalverband - ihre Bereitschaft bekundet, die frei werdenden Deka-Bank-Anteile aufzunehmen. Nach den Erfahrungen mit dem sparkassenpolitisch motivierten Erwerb der Landesbank Berlin wurde diesmal allerdings besonderer Wert auf einen fairen Preis gelegt. Ein für alle Beteiligten akzeptabler Wertansatz wurde nach einem Bewertungsgutachten mit Fairness Opinion gefunden. Von den geprüften Gestaltungs- und Transaktionsmöglichkeiten wurde auf den Rückkauf eigener Anteile durch die Deka-Bank in Höhe von einer Milliarde Euro zurückgegriffen, der das Projekt mit einer anteiligen Belastung von insgesamt 1,3 Milliarden Euro für die Sparkassen tragbar machte und den Landesbanken den erhofften Ertrag brachte. In Bayern gab es eine Einzelabstimmung der Sparkassen, alle anderen Sparkassenregionen haben über ihre Verbandsversammlungen zugestimmt.

Wie viel und welche Art an Kapitalmarktgeschäft braucht ein konkurrenzfähiger Asset Manager? Mit dieser zentralen Frage der künftigen strategischen Ausrichtung werden sich damit ab sofort allein die Sparkassen auseinandersetzen müssen. Zurzeit ist deren Verständnis für den Risikoappetit ihrer Verbundunternehmen durch die bitteren Erfahrungen im Landesbankenbereich zweifellos eher begrenzt. Ob sich damit eine möglichst risikominimierende Lösung durchsetzt, zu der in der zurückliegenden Debatte um das Geschäftsmodell viele Ortsbanken tendierten, ist damit freilich noch nicht festgeschrieben. Denn am Markt konkurriert die Deka-Bank im Fondsgeschäft mit vielen deutschen und ausländischen Adressen, die im Kapitalmarktgeschäft über ihre Konzerne erhebliche Ressourcen verfügbar haben und daraus möglicherweise schnell und flexibel befruchtende Ideen für das Fondsgeschäft entwickeln können.

Im Berichtsjahr 2011 konnte die Deka-Bank den vorläufigen Zahlen nach in den Geschäftsfeldern Asset Management Kapitalmarkt und Asset Management Immobilien ein wirtschaftliches Ergebnis vom 428 (316,6) beziehungsweise 88,3 (57,0) Millionen Euro erzielen. Lässt man das durch Wertaufholungen geprägte Nicht-Kerngeschäft (187,7 nach minus 127,4 Millionen Euro) außer Acht, das ohnehin vermögenswahrend abgebaut werden soll, kamen durch das Geschäftsfeld Corporates & Markets noch einmal 247,1 (517,2) Millionen Euro an wirtschaftlichem Ergebnis hinzu. Insbesondere Teile dieses Kapitalmarktgeschäftes haben die Gremien der Deka-Bank in den vergangenen Monaten immer wieder in Frage gestellt und Anfang April dem zuständigen Vorstand Walter Groll eine Vertragsverlängerung verweigert. Auch wenn es künftig keine Landesbankeneigner mehr gibt, die durch Kapitalmarktaktivitäten der Deka-Bank die eigenen Interessen gefährdet sehen, dürfte dieses Geschäftsfeld unter der Ägide der vorsichtigen Sparkassen keine Aufwertung erfahren. Für die De-ka-Bank könnte damit zwar die eine oder andere Marktchance verloren gehen, aber den strategischen Abgesang muss man deshalb nicht gleich anstimmen. Ob die Union Investment durch die Konzernanbindung an die DZ Bank besser fährt, bleibt gleichwohl auf Dauer sehr beobachtungswert.

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