Gespräch des Tages

Sparkassen - Geduldsspiele

Ein Sparkassen-Präsident, gleich ob vom Bundes- oder einem Regionalverband, hat dieser Tage eine Menge zu tun. Er muss seine Häuser durch Zeiten mit brutalem Konditionenwettbewerb, damit steigenden Refinanzierungskosten und drohender höherer Risikovorsorge führen. Er muss bundespolitische Ansinnen nach Haftungsübernahme für andere Bankengruppen geschickt ausmanövrieren. Er muss die Mitglieder drängen, sich auf all die kommenden Regularien bestmöglich vorzubereiten, dabei den Überblick behalten, was kommt wirklich. Er muss aufpassen, dass seine Institute bei der Neuverteilung innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe nicht leer ausgehen: Wer besitzt künftig die Deka-Bank, was passiert mit den überzähligen Landesbanken (nicht viel, wird mancher nun anmerken - aufpassen muss man trotzdem), welche Rolle sollen die ehemaligen Girozentralen im Bankgeschäft der kommenden Jahre spielen, welche Landesbausparkasse passt zu welcher und wem sollen sie gehören, was passiert mit den zu vielen und heterogenen öffentlichen Versicherern, und wer soll bitte schön klammen Sparkassen in der Not beistehen dürfen, auch private (Sparkassen)?

Bei so vielen Fragestellungen ist es gut, wenn zu einem gewissen Stallgeruch und einem ordentlichen Maß an Fachwissen eine große Portion Verhandlungsgeschick und Taktiervermögen hinzukommt. Denn es gewinnt keineswegs immer der, der am lautesten schreit - auch wenn das, was er schreit durchaus seine Berechtigung hat. Es gilt vielmehr nach bester politischer Manier Strippen zu ziehen und die richtigen Enden in der Hand zu behalten. Man darf das Gefühl haben, dass Gerhard Grandke dafür der Richtige ist. Zwar hat er in seinem ersten Jahr noch nicht spürbar etwas Großes erreicht, doch ist das vielleicht dieser Tage gar nicht nötig. Wichtiger scheint, dass er noch nichts Gravierendes falsch gemacht hat. Zwei Beispiele: So schreibt er der Helaba ruhig, aber bestimmt eine "Optimierung" vor. Das entscheidende Thema sei doch, was die Hessische Landesbank für die Sparkassen noch tun könne. Nicht andersrum, und keine Spielchen bitte. Eine aktive Rolle bei Landesbankenfusionen sieht er derzeit genauso wenig, wie ein Bieten um die Westdeutsche Immobilienbank oder ein Interesse an der BHF-Bank. Es kommt dem hessischen Sparkassen-Präsidenten hierbei natürlich entgegen, dass er es mit einem allzu ruhigen und öffentlichkeitsscheuen Helaba-Chef zu tun hat. Das war nicht immer so!

Auch zur Deka-Bank äußert Grandke sich zurückhaltend und keineswegs fordernd: Die Sparkassen bundesweit wollen ein höheres Gewicht beim Fondsspezialisten, dem werden sich auch die hes-sisch-thüringischen Institute nicht verschließen. Allerdings sind die rechtlichen Konstruktionen keineswegs so, dass Anteilsverschiebungen zwischen Landesbanken und Sparkassen einfach möglich sind. Es bedarf also wiederum einiger Vorarbeiten, die am besten gemeinsam und im Stillen erfolgen sollten. An einer Stelle wurde Grandke dann aber doch sehr deutlich: Ziel müsse es sein, einen guten Fondsanbieter zu behalten, dessen Produkte die Sparkassen gerne verkaufen. Viel Sympathie für das in den vergangenen Jahren kräftig ausgeweitete Kapitalmarktgeschäft der Deka schwingt hier nicht mit, auch wenn gerade dies für den Ergebnisumschwung gesorgt hat.

Überhaupt verkaufen: Das haben die hessisch-thüringischen Sparkassen im abgelaufenen Geschäftsjahr offensichtlich ganz ordentlich gemacht: Der Provisionsüberschuss ging nur leicht um 4,5 Prozent auf 605 Millionen Euro zurück. Das wurde überkompensiert von einem kräftigen Plus im zinsabhängigen Geschäft um knapp 200 Millionen Euro auf 2,36 Milliarden Euro. Dass davon 0,25 bis 0,3 Prozent der Durchschnittsbilanzsumme allein aus den besseren Möglichkeiten der Fristentransformationen kommen - man nimmt es dankend mit. Überhaupt haben alle Mitgliedssparkassen des SGVHT schwarze Zahlen geschrieben, nur eine steht im verbandsinternen Ampelmodell auf rot, zwei auf gelb. Zur Naspa speziell wollten die Verbandsverantwortlichen eigentlich nichts sagen. Nur so viel: Die Naspa Dublin hat 2009 einen "schönen Gewinn" gemacht bei Geschäften mit einem überschaubaren Risiko. Gut, dass der Verband sie übernommen hat, muss man dann wohl sagen.

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