Gespräch des Tages

Sparkassen – Demonstrierte Stärke

Es war gut vorbereitet und abgestimmt und ein Zeichen der Stärke wie Helaba-Chef Hans-Dieter Brenner und der Präsident des hessisch-thüringischen Sparkassen- und Giroverbandes, Gerhard Grandke, Anfang September die aufkommende Diskussion um eine beschleunigte Konsolidierung der Landesbanken behandelt haben. Mit klar formulierten Kriterien lehnten sie einen Beitrag der Landesbank nicht ab, machten ihn ob der Ausgestaltung der Ansprüche aber doch nahezu unmöglich. Damit macht man sich zwar nicht beliebt bei Politik und Kollegen, aber auch nicht angreifbar, schließlich hat man sich einer zumindest politisch gewünschten Konsolidierung nicht verweigert. Und anders als in anderen Bundesländern geht hier in Hessen ohne die Zustimmung der Sparkassen ohnehin nichts, die rund 85 Prozent der Landesbank halten. "Wir tragen nicht dazu bei, einen riesigen Landesbanken-Tanker zu bauen, der um Erträge zu generieren kräftig im Kapitalmarktgeschäft aktiv sein muss", so Grandke. Nein, die Hessen sind sich selbst genug, und was da so auf dem Markt ist, ist (noch) nicht gut genug.

Gleichzeitig ist der politisch erfahrene hessische Sparkassen-Präsident überzeugt, dass die Kreditwirtschaft "schrumpfen muss". Sie habe sich von der Realwirtschaft losgelöst und Größenordnungen erreicht, die weder gerechtfertigt noch beherrschbar sind. Auch dieses Problem löst man nicht mit Fusionen - im Gegenteil. Das "to big too fail"-Thema sei zudem weder mit dem durch die Bankenabgabe anzusparenden Sicherungsfonds, noch mit den europäischen Überlegungen zu einer einheitlichen Einlagensicherung für alle Banken zu bewältigen, nur mit kräftigen Schrumpfkursen vor allem für die großen Institute. Hierbei könnten auch Überlegungen in Richtung eines Trennbankensystems nicht ganz ausgeschlossen werden.

Stark fühlen sich die hessischen und thüringischen Sparkassen auch mit Blick auf ihre Zahlen. Per 30. Juni legten die Spar-Einlagen und täglich fälligen Gelder jeweils zu, insgesamt gingen die Einlagen gegenüber dem Vorjahresrekord leicht um 1,8 Prozent zurück, was an den kräftigen Einbußen bei Eigenemissionen und Termineinlagen liegt. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn im Verbandsgebiet beläuft sich der Einlagenüberhang noch auf stolze 24 Milliarden Euro. Die Kredite an Unternehmen stiegen im selben Zeitraum um knapp drei Prozent. Das Eigenkapital erhöhte sich um 2,9 Prozent auf nunmehr 5,6 Milliarden Euro.

Auf der Ertragsseite rechnet der Verband bis Jahresende für seine Mitglieder mit einem Anstieg des Zinsüberschusses um rund drei Prozent und des Provisionsüberschusses um etwa 1,6 Prozent. Grandke geht nicht von einer raschen Zinswende aus, denn es gebe eine weite Interessenlage, die Zinsen nicht zu erhöhen, nicht zuletzt aufgrund der enorm gestiegenen Verschuldung der öffentlichen Haushalte. Da auch ein Anstieg der Risikovorsorge "schlicht nicht stattfindet", können sich Hessens Sparkassen zurücklehnen und in Ruhe die Dinge beobachten, die sich da um sie herum bewegen.

Wenn da nur nicht die stete Verschärfung der regulatorischen Vorschriften und so mancher Unruhestifter wäre. Die "starken Worte von Herrn Stark" stießen bei Grandke jedenfalls auf großes Unverständnis. Der EZB-Chefvolkswirt hatte den Sparkassen dringend geraten, sich nach privaten Investoren umzusehen und stellte einen erheblichen Kapitalbedarf für die deutsche Kreditwirtschaft insgesamt fest. Diese Forderungen seien nicht nachvollziehbar, und es gebe so kurz nach dem Stresstest keinen Anlass dessen Ergebnisse anzuzweifeln, so Grandke. Ob die überraschende Kapitalerhöhung der Deutschen Bank hier das Bild ein wenig verändert hat?

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