Gespräch des Tages

Sparkassen - Lebendige Gruppendynamik

Stolz erklärt die Gemeinschaft der bundesdeutschen Sparkassen nur allzu gerne, dass in ihrer mittlerweile gut 200 Jahre währenden Geschichte noch kein einziges Mal ein Mitglied "im Stich gelassen wurde" - der satzungsmäßig verankerten Institutssicherung sei Dank. "Im Kleinen" wurden angeschlagene Primäre - sei's durch Fusionen mit benachbarten Instituten oder, wie zuletzt in der Finanzmetropole am Main, durch die ansässige Landesbank bislang noch immer aufgefangen. "Im Großen" wurden sowohl für die Bankgesellschaft in Berlin wie auch die Sachsen-LB in Leipzig Lösungen gefunden, mit denen die jeweiligen Institute im Verbund verbleiben konnten - und damit auch weiterhin auf die Haftung der Organisation als Ganzes zurückgreifen können. Und selbst ohne ganz akute Not, aber immer mit Blick auf die vielerorts für notwendig erachtete Konsolidierung im Landesbankensektor, gibt es bekanntlich hier und dort einige bevorzugte Ansätze. Im Süden der Republik etwa machen sich Landesbank Baden-Württemberg und Bayern-LB offene Avancen, auch wenn hinsichtlich der "Gleichstellung" der beiden Fusionspartner im neuen Gebilde vielleicht noch das ein oder andere Haar gespalten werden muss. Alles in allem scheint ein Zusammenrücken zur "Süd-LB" derzeit ein durchaus gangbarer Konsolidierungsschritt.

Was weiterhin ungeklärt bleibt, ist die Zukunft des derzeit wohl größten und von der EU-Kommission schon eingehend betrachteten Beihilfefalls in S-Deutschland. Und der liegt bekanntlich in Nordrhein-Westfalen. War die LBBW in Sachsen und Rheinland- Pfalz für Rettungsaktionen und Konsolidierungsmaßnahmen offen, wird ein Auffangen der WestLB im Schwabenland seit Monaten ausgeschlossen. Dass man ein Familienmitglied im Stich lasse oder die Attraktivität einiger Teile der Düsseldorfer Bank beziehungsweise erst recht des rheinisch-westfälischen Marktes verkenne, will man sich dabei in Stuttgart nicht vorwerfen lassen. Vielmehr sieht man sich dort einfach voll und ganz mit der Integration der heutigen Sachsen Bank beschäftigt.

Weil sich um die Jahreswende bekanntlich auch Hessen/Thüringen und NRW nicht auf eine Lösung einigen konnten, die die WestLB aus dem Feuer gezogen hätte, dürfte nun fast zwangsläufig auch die Prüfung verbundexterner Möglichkeiten stärker in den Fokus rücken. Zwar wehrt man sich nicht nur im Süden der Republik noch gegen solche Ansätze, allein weil in Sachen Haftungsverbund schon die Frage gestellt werden darf, wieso die Sparkassen für eine sich in privater Hand befindliche "Ex-Landesbank" geradestehen sollen. Allzu gerne wird dabei manchmal auch ein misstrauischer Blick gen Hamburg und Kiel geworfen. Nichtsdestotrotz müssen dringend belastbare Lösungen her. Das gebieten sowohl der politische Druck aus Brüssel wie auch der betriebswirtschaftliche in Düsseldorf und anderswo. Wenn die Partnersuche im Sparkassenlager für "die Großen" tatsächlich so schwierig ist, wie es nach außen hin scheint, wird man sich am Rhein und in Berlin bald noch ernsthafter mit den etwas unbeliebteren Ansätzen auseinandersetzen müssen - und in den Folgewirkungen auch bei der Landesbank und den Sparkassen in Baden-Württemberg.

Übrigens: Abseits jedweder Diskussion um die deutsche Landesbankenstruktur haben die 55 dortigen Primären ihre Bilanzsumme zum 30. Juni dieses Jahres auf insgesamt 165 Milliarden Euro ausgeweitet. Das ist ein Plus von 5,3 Prozent gegen über dem Vorjahreszeitpunkt. Mit dieser Steigerung sieht man sich deutlich über dem Bundesdurchschnitt, der bei rund plus 2,4 Prozent liegt. Die Einlagen stiegen dabei um drei Prozent an, was der größte Zuwachs seit dem Jahr 2001 ist. Rund 99 Milliarden Euro werden hier bilanziert (2007 waren es am 30. Juni 96,2 Milliarden Euro). Zum Jahresende soll die 100-Milliarden-Euro-Marke übertroffen sein.

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