Landesbanken

Grüße nach Mainz

Wie rücksichtsvoll man doch miteinander umgeht! Ihren 50. Geburtstag durfte die Landesbank Rheinland-Pfalz gerade noch feiern, fast als gäbe es sie noch so, wie bei ihrer Gründung am 1. Juli 1958: hoffnungsvoll, zukunftsträchtig - und endlich selbstständig. Ein Statussymbol geradezu für den Behauptungswillen des neu geschaffenen kleinen Landes runde zehn Jahre nach dessen Entstehung als Ausdruck westalliierter Konzessionsbereitschaft gegenüber dem Besatzungsanspruch der Grand Nation.

Heute, im Juli 2008 weiß man zu differenzieren. Das neue Land hat es geschafft, die neue Landesbank nicht. Denn justament zu ihrem Geburtstag hat man ihr wenig geschenkt, aber viel genommen. Sie verliert ihre Marke ("LRP"), behält jedoch einen Namen ("Rheinland-Pfalz Bank"). Sie büßt Funktionales soweit ein, wie der LBBW-Konzern es von Stuttgart aus besser und billiger zu können meint. Sie darf aber immerhin regionale Marktkompetenz ("mittelständische Firmenkunden") bewahren und sogar ein geballtes Konzerngeschäft (Immobilien) behüten. Nur das Allerschönste ist unwiderruflich dahin - die Selbstständigkeit einer richtigen Bank. Eine Abteilung ist sie nun fürderhin, mehr nicht.

Ganz so gedacht (und unterschrieben) sei dies nicht gewesen, meinen manche, die 2004/05 die Verbindung von Mainz nach Stuttgart mitgestaltet haben. Aber die Märkte und Verhältnisse hätten sich eben gegenüber damals eben doch schnell verhärmt und verhärtet. Dennoch wird dieses "Stuttgarter Modell" des Einverleibens - in Sachsen aus Not, in Rheinland-Pfalz eher ohne sie - weitere "Konsolidierungen" von Landesbanken belasten. Selbst Düsseldorf wird wesentlich mehr an Bestandsschutz fordern, und für München wird er in ausgeprägtester Form die Conditio sine qua non darstellen. "Das Leistungsspektrum des LBBW-Konzerns wird durch diesen Schritt nach Mainz geholt und für die Kunden in Rheinland-Pfalz unmittelbar verfügbar", schreibt Siegfried Jaschinski. Solche Aussichten werden anderswo ziemlich erschrecken.

Dass ausgerechnet der Südweststaat sich bankmäßig über den Rhein hinaus dehnen konnte, mutet vor allem den alten Kurpfälzern wie die fortgesetzte Rache von nachbarschaftlichen Emporkömmlingen gegenüber der jahrhundertelangen Herrschaft der Wittelsbacher an. Denn schließlich hatte schon der Franzosenkaiser einst die Badener mit Heidelberg und Mannheim über alle Gebühr belohnt! Die Bayern verbundene Girozentrale Kaiserslautern musste 1958 genau wie die "preußische" Rheinische Girozentrale und Provinzialbank in Koblenz und die Hessen-Nassauische Landesbank in Mainz herausrücken, was der Wiener Kongress den fürstlichen Vorfahren einst zugeschachert hatte. Nur immer vorübergehend schienen in der Folge die Frankfurter Helaba und dann vor allem die Düsseldorfer WestLB die Geschichte wieder drehen zu wollen. Immerhin ein gutes Drittel von Mainz hat bekanntlich länger dem Westen gehört.

Das, wie man heute so sagt, Geschäftsmodell der Mainzer Landesbank demonstriert sehr bald die nahezu gleichen Lücken, die die Girozentralen von heute mit allerlei Passendem und Unpassendem zu schließen suchen. Will heißen: Das Sparkassenzentralbankgeschäft allein war auch in Rheinland-Pfalz mitnichten auskömmlich. Also gliederte man ihr alsbald wenigstens schon einmal den Landeswohnungsbaufonds an, ließ sie dann maßgeblich die Deutsche Anlagen Leasing GmbH mitgründen, erlaubte ihr Privatbankübernahmen in Berlin und Zürich, eröffnete ihr via Luxemburg den Euromarkt. Nicht alles ging gut. Die Nähe zu Luxemburg wirkte auf einige Kunden allzu anregend, die DAL im Vergleich verlangte dreistellige Millionenstützen.

Die beste Zeit für Mainz sind wohl die Jahre nach 1990 gewesen, weil sie mit Klaus G. Adam einen Vorstand aus dem Hause bekommen durfte. Das heißt: Er kannte die Möglich- und Unmöglichkeiten des kleinen Instituts und richtete es entsprechend maßvoll ein. Seine relativen Erfolgszahlen sind im Landesbankenvergleich nicht selten die besten gewesen. Und mit dem Kernsatz "Ich als gelernter Wirtschaftsprüfer ..." verstand es Adam ganz offensichtlich, seine Eigentümer vom Land über den Verband bis hin zu den schwesterlichen Großaktionären von manchem erstaunlichen Ansinnen abzuhalten. Dass sein Nachfolger Friedhelm Ploogmann nicht lange fortsetzen konnte/mochte, was "LRP" darstellte, ist schade. Aber da steht im letzten, 192 Seiten starken, Geschäftsbericht 2007 eben doch der Satz : "Das Umfeld an den Kapitalmärkten dürfte zumindest noch bis zur Mitte des Jahres außerordentlich herausfordernd bleiben. Sollten die Kursrückgänge auf breiter Front anhalten, wird sich die LRP dieser Entwicklung nicht entziehen können ...".

Auf Ertragslage wie Risikobericht folgt freilich im Report 2007 unmittelbar das Kapitel Weinbau, Überschrift "Im Wein liegt Wahrheit". Bestimmt mehr als in allen Bankbilanzen dieser Tage. K. O.

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