Gespräch des Tages

Verbände - Zwischen allen Stühlen

Es knirscht mal wieder eine wenig im Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands. Nachdem der Unmut über die ablehnende Haltung der Förderbanken an einer Beteiligung an der Rettungsaktion für die traurige IKB gerade erst ein bisschen nachgelassen hat, sind es nun die Landesbanken, die für Schlagzeilen sorgen. Ein neuer Präsident wird nach dem Abgang des früheren WestLB-Chefs Thomas Fischer gesucht, und plötzlich gönnt der eine große Landesbanker dem anderen großen Landesbanker diesen Posten nicht mehr, sondern plädiert für einen erfahrenen Förderbanker an der VÖB-Spitze. Damit nicht genug, er sagt dies auch noch halbwegs öffentlich, nämlich in der Giroleitersitzung. Am nächsten Tag weiß die ganze Republik Bescheid. Schwierig, schwierig. Ist das alles bloßes Machtgehabe, sind gar DSGV-Intrigen schuld, spürt man so vielleicht den Versuch, die Förderbanken stärker in die Pflicht zu nehmen, oder sind es gar erste Anzeihen eines inneren Zerfalls?

Sicherlich ist es von allem ein bisschen. Und selbstverständlich spielt auch die Angst vor einer zu großen Übermacht des Südwestens eine Rolle. Denn sollte die Landesbank Baden-Württemberg bei der WestLB zum Zuge kommen, erstreckt sich ihr Einfluss über Württemberg, Baden, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen bis hinauf nach Sachsen - eine neue, eine gewaltige Banane. Verbunden wäre dies auch mit erheblicher Dominanz auf der Primärebene: Zwölf der 24 größten Sparkassen kommen allein aus Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen (siehe hierzu auch den großen Bilanzvergleich der Kreditwesen-Redaktion ab Seite 1 169).

Solche Querelen sind aber natürlich und vor allem Wasser auf die Mühlen all jener, die dem VÖB eine eigenständige Existenz absprechen wollen. Seit Gründung 1916 als Verband öffentlichrechtlicher deutscher Kreditanstalten für "deutsche Kreditinstitute, deren Anteile ganz oder teilweise von der öffentlichen Hand gehalten werden, oder die besondere aus dem öffentlichen Interesse erwachsende oder im öffentlichen Interesse stehende Aufgaben wahrnehmen", ist die Rivalität zwischen dem VÖB und dem ebenfalls 1916 gegründeten Deutschen Zentral-Giroverband, aus dem 1924 durch Fusion mit dem Deutschen Sparkassenverband der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) entstand, bis heute sehr gut spürbar. Vor allem natürlich, weil die Beziehungen und Verbindungen zwischen den immer weniger werdenden Landesbanken und ihren Sparkassen zunehmend enger werden, so dass die natürliche Nähe der früheren Girozentralen zum DSGV zunimmt.

Zu den Landesbanken gibt es im VÖB aber kein ausreichendes Gegengewicht: Neun der 13 Vorstände sind Landesbanker, nur vier kommen von Förderbanken. Die Heterogenität der 61 Mitgliedsinstitute macht eine einheitliche Willensbildung und Interessenvertretung aufgrund divergierender Präferenzen schwer. Das alles heißt: Der VÖB kann seine Existenzberechtigung eben nicht aus sich selbst oder seinen Mitgliedern heraus ziehen, wie die anderen, eindeutiger aufgestellten deutschen Bankenverbände. Die Daseinsberechtigung für den viertgrößten Bankenverband der Bundesrepublik ist ad personam. Und nur solange die handelnden Personen ihre Sache so gut machen wie bislang, solange kann es auch den VÖB geben - was übrigens auch viel schöner klingt als VÖF (Verband öffentlicher Förderbanken)!

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