Gespräch des Tages

VÖB - Viel Gegenwind

Beim Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands scheinen die Befindlichkeiten der Landesbanken wieder einmal alles andere in den Schatten zu stellen. Diesen weht derzeit gleich aus mehreren Richtungen eine steife Brise ins Gesicht: Zwar haben sie im Jahr 2010, so hat es der Verband zufrieden mitgeteilt, 350 Milliarden Euro an den deutschen Mittelstand ausgereicht. Auch wenn das rund zwei Prozent weniger sind als im Vorjahr, gibt dies den Instituten aus Verbandssicht eine gewichtige Daseinsberechtigung. Gleichwohl haben sie in den vergangenen Monaten und Jahren, bis auf wenige Ausnahmen, aber auch maßgebliche Unterstützung ihrer Eigentümer einfordern müssen - was die ohnehin dünnen Landeshaushalte über Gebühr belastet hat. Weil dies mitunter nur zähneknirschend passierte und kaum wiederholt werden kann, hat jüngst die Ratingagentur Moody's angekündigt, ihre Annahmen für die Unterstützung der öffentlichen Banken in Deutschland zu überprüfen.

Zweifel am Geschäftsmodell und - vielleicht noch wichtiger - am Selbstverständnis vieler der Institute sind daher überaus berechtigt und eine Konsolidierung des Sektors unausweichlich, verlautet es auch aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Dabei ist ein Aufräumen innerhalb des Sektors keinesfalls ein einfaches Vorhaben, das haben schon die bislang vergeblichen Bemühungen bei WestLB oder Bayern-LB gezeigt. Egal aber in welcher Zahl die Landesbanken in Zukunft existieren werden (immerhin gibt es seit der Abspaltung der Saar-LB von der bisherigen Konzernmutter in München sogar wieder ein Institut mehr), vertritt der VÖB engagiert die Interessen der Problemkinder.

Er beklagt unter anderem, dass man angesichts der recht volatilen Geschäftsmodelle unter der jüngst vom Bundestag beschlossenen Nacherhebungspflicht zur Bankenabgabe überproportional leiden würde. Dass die Institute lieber eine Verteilung der Bemessungsgrundlage über die jeweils letzten fünf Jahre hätten, lässt sich dabei aufgrund des von der Politik bewusst gestalteten Anreizes zur Verstetigung des Geschäfts kontrovers diskutieren. Ohne Nachzahlungen beziffert man den im laufenden Jahr zu erwartenden Beitrag der Landesbanken auf 260 Millionen Euro. Mehr könnte der Stabilisierung der Institute schaden, so mahnt der VÖB an, auch weil eine entsprechende Abgabe im Ausland noch nicht eingeführt worden sei.

Angesichts der schwierigen Lage der Landesbanken wird der VÖB auch in den kommenden Monaten und Jahren noch so mancher Herausforderung in seiner Lobbyarbeit gegenüberstehen. Wenn der seit 2002 amtierende Hauptgeschäftsführer Karl-Heinz Boos Ende Juli dieses Jahres den Büroschlüssel an seinen bestens in der Politik verdrahteten Nachfolger Hans Reckers weiterreicht, hinterlässt er dafür ein solide aufgestelltes Tagesgeschäft. Gleichwohl bleiben für seinen Nachfolger noch einige knifflige Situationen zu meistern. Da wäre naturgemäß erst einmal der Führungswechsel. Denn ein Verband wird neben seinem prominenten Präsidenten zu einem nicht unwesentlichen Teil auch durch seinen Hauptgeschäftsführer geprägt.

Zu den internen Baustellen gehört aber auch die Problematik, die Interessen von Landes- und Förderbanken, die im Verband ebenso gewichtig vertreten sind, unter einem Dach zu vereinigen. Dass so etwas nicht ganz trivial ist, zeigt sich parallel schon beim DSGV, der den Landesbanken in einer wichtigen Frage gerade in den Rücken fällt: Während sich Letztere gegen eine Finanzmarkttransaktionssteuer aussprechen, plädiert der DSGV dafür - und das, obwohl die Zentralinstitute dort ebenfalls Mitglieder sind. Trotz Verbundgedanke und Risikogemeinschaft haben Helaba, Bayern-LB oder LBBW eben doch andere Bedürfnisse als die Primären vor Ort. Gleiches gilt aber mitunter auch gegenüber den Förderinstituten. Als erfahrener Bundesbanker wird Hans Reckers sein diplomatisches und organisatorisches Geschick beim VÖB also gut einsetzen können.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X