Gespräch des Tages

VÖB - Zeiten- und Themenwende

Als Christian Brand vor fast genau drei Jahren als damaliger Vize des Verbandes Öffentlicher Banken Deutschlands das erste Mal zum Präsidenten gewählt wurde, gab es die Befürchtung, dass der Chef einer Förderbank es mit der oft von außen her vorgegebenen Themenausrichtung für seine Mitgliedsinstitute schwer haben könnte. Denn in dem zuvor traditionell von Landesbankern dominierten Präsidentenamt spielten seinerzeit die Angelegenheiten von WestLB über Bayern-LB bis hin zu HSH Nordbank und LBBW noch eine ganz zentrale Rolle. Es ging immer wieder um Brüsseler Auflagen und die massiven Anfeindungen gegen diese Institutsgruppe in vielen Medien und der Öffentlichkeit.

Heute hat sich das geändert. Als der VÖB-Präsident kürzlich in der Mitte seiner Amtszeit nach der Wiederwahl im Herbst 2010 die traditionelle Halbjahresbilanz seines Verbandes zog, waren die Landesbanken nur noch die eine oder andere Nebenbemerkung wert. Ihre Beihilfeverfahren in Brüssel sind abgeschlossen oder in einem weit fortgeschrittenen Stadium. Längst dominieren die von Brüssel und London angeschobenen Regulierungsfragen die Verbandsarbeit, und natürlich beherrscht die Eurokrise die Agenda auch der öffentlichen Banken. Wäre da als Aufmacher für den aktuellen Jahresbericht nicht die Finanzierung der Energiewende als willkommenes Thema mit deutlichem Bezug zum Förderbankgeschäft, hätte sich der Präsident ausschließlich mit Dingen wie der Staatschuldenkrise und den teils damit zusammenhängenden Regulierungsfragen beschäftigen müssen.

Die Kernbotschaften des ehemaligen Investmentbankers waren dabei gewohnt klar. Die Ablehnung von Eurobonds oder auch des vom Sachverständigenrat vorgeschlagenen Schuldentilgungsfonds begründet er mit der drohenden Vergemeinschaftung der Schulden schwächerer Eurostaaten. Vor der Umsetzung einer Bankenunion will er die sachlich wie zeitlich gleichermaßen aufwendige Harmonisierung der Rahmenbedingungen verwirklicht sehen. Mit Blick auf die neuen Eigenkapitalvorschriften verlangt er einen möglichst schnellen Abschluss der Rechtssetzung und Offenheit für Nachbesserungsbedarf. Bei Einführung einer Steuer auf Finanzgeschäfte als Insellösung fürchtet er die absehbaren Ausweichbewegungen. Und das Scheitern der Vereinbarungen von EU-Parlament und Rat zur vorliegenden Fassung der Einlagensicherung hält er für eine verpasste Gelegenheit für einen möglichen Kompromiss.

All das sind Felder, in denen auch der nun ebenfalls schon fast ein Jahr amtierende Hans Reckers in der guten Tradition der Hauptgeschäftsführer des VÖB in den kommenden Jahren mühelos seine Möglichkeiten finden wird, die Interessen seiner Bankengruppen in den einschlägigen Gremien und der Öffentlichkeit zu vertreten. In London geschieht das übrigens seit März dieses Jahres mit einem eigenen Verbindungsbüro, das den Dialog mit der EBA direkt vor Ort führen will - für die Landesbanken wie für die Förderbanken.

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