Im Blickfeld

Mehr Wettbewerbe in der Stadtentwicklung

Wettbewerbe, ob sie nun die Neugestaltung eines Marktplatzes, einer Straße oder eines Rathauses betreffen, sind bei vielen deutschen Kommunen nach wie vor umstritten. Einer der Gründe: Viele Kommunen haben Angst vor dem Ergebnis. Dass ihnen am Ende eine Lösung präsentiert wird, mit der man leben muss, aber nicht will. Dieser Angst sollte mit neuen Verfahren begegnet werden, die darauf abzielen, mehr Miteinander zuzulassen.

Das heißt, die Bürger, also diejenigen, die später Hauptnutzer eines Marktplatzes oder eines öffentlichen Gebäudes sind, sollten beim Wettbewerb mitreden. Und zwar nicht nur von Anfang an, sondern sogar schon davor. Beispielsweise über moderierte Workshops, die vor der eigentlichen Wettbewerbsauslobung stattfinden. Bürger können dort ihre jeweiligen Bedürfnisse formulieren, bevor sich Architekten und Städte- und Landschaftsplaner mit einer planerischen Aufgabe beschäftigen.

Der Gemeinde- oder Stadtrat kann beschließen, dass die Ideen der Bürger wettbewerbsverbindlich werden - und in den meisten Fällen tun sie das auch, denn welcher Gemeinderat stellt sich explizit gegen gut gemeinte Bürgervorschläge?

Das Miteinander darf aber nicht damit enden, dass die Vorschläge der Bürger in die Wettbewerbsauslobung fließen. Vielmehr sollten die Bürger auch in das Wettbewerbsverfahren mit einbezogen werden. Idealerweise werden während der Workshopphase einer oder mehrere Bürgervertreter gewählt, die an allen folgenden Phasen mitwirken. Soweit möglich, sollte der Prozess zudem öffentlich und transparent stattfinden - dies erhöht die Akzeptanz des Ergebnisses. Auch hier gilt: Ein Stadt- oder Gemeinderat wird eher hinter einem Ergebnis stehen, das von den Bürgern nicht nur mitgetragen, sondern mit entschieden wurde. Wir brauchen mehr Wettbewerbe in Deutschland.

Klaus von Ohlen, Akquisitionsleiter Nord, DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG, Wiesbaden

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