Neues vom Pfandbrief

Bund bleibt auf Anleihen sitzen

Inzwischen schlagen die Wellen auch in den vermeintlich "sicheren Häfen" hart an. Als in der zweiten Novemberhälfte die Bundesrepublik Anleihen für sechs Milliarden Euro in den Markt geben wollte, wehte ihr ein rauer Wind entgegen. Von dem geplanten Volumen fanden sich lediglich für 3,889 Milliarden Euro Abnehmer. Das heißt, öffentliche Schuldverschreibungen für 2,111 Milliarden Euro wurden nicht abgerufen und bleiben vorerst in der Staatsschatulle.

Dass ein Daueremittent wie der Bund das Orderbuch nicht immer zur Gänze gefüllt bekommt, ist vielleicht noch nicht beunruhigend. Allerdings war die Lücke zwischen Soll und Ist diesmal deutlich größer als in den vorangegangenen Platzierungen. Besorgnis erregen darf zudem, dass der Bund in diesem Jahr bereits bei neun Emissionen sein Zielvolumen verfehlte, davon siebenmal allein im zweiten Halbjahr 2011.

Optimisten mögen die geringere Nachfrage nach Bundesanleihen trefflich einerseits mit der äußerst niedrigen Rendite von unter zwei Prozent und andererseits mit einer weitgehenden Sättigung der Investoren begründen. Wer jetzt noch Bedarf verspürt, sich die Titel ins Portfolio zu laden, kann sich ebenso gut am Sekundärmarkt versorgen. Das dürfte auch der Grund sein, warum die Deutsche Finanzagentur als Schuldenmanager des Bundes Gelassenheit demonstriert. Denn die noch nicht platzierten Schuldtitel könnten aus ihrer Sicht als "Gebrauchtware" noch unters Anlegervolk gebracht werden.

Gleichwohl die Bundesrepublik (noch?) weit von Zinskonditionen, wie sie Italien, Spanien oder Frankreich bieten müssen, entfernt ist, stellt sich doch die Frage, ob die Unsicherheit hinsichtlich des Schicksals der Eurozone und der Lasten, die damit für Deutschland verbunden sind, auch auf die Bundesrepublik und ihre Schuldtitel durchschlägt? Immerhin steigt hierzulande die Neuverschuldung wieder, gleichzeitig wird ein sinkendes Wirtschaftswachstum erwartet. Eben jene Mischung also, die andere europäische Staaten bereits in die Bredouille brachte. Dass sich die CDS-Spreads für Deutschland zum Emissionszeitpunkt auf 106 Basispunkte ausweiteten, ist ein Indiz für die zunehmende Nervosität der Anleger. Darüber sollte auch der historisch niedrige Zins, zu dem sich Deutschland am Kapitalmarkt finanzieren kann, nicht hinwegtäuschen. (Red.)

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