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N26 - mit Banklizenz ein Stück "normaler"?

Eineinhalb Jahre nach dem Start hat die Number26 GmbH, Berlin, am 18. Juli eine deutsche Vollbanklizenz von der BaFin und der EZB erhalten. Neuer CEO der N26 Bank ist der frühere Vorstandssprecher der DAB Bank, Markus Gunter.

Mit der Banklizenz erhält das Start-up weitaus mehr Möglichkeiten als bisher. Es kann damit seine Produktpalette deutlich erweitern, ohne dazu einen Bankpartner zu benötigen. Anstatt alle Bankprodukte selbst zu entwickeln, will das Unternehmen aber auch künftig mit anderen Fintechs und "anderen renommierten Anbietern" zusammenarbeiten. So will man Kunden direkt in der App "Zugang zu den besten Spar-, Investitions-, Kredit- und Versicherungsprodukten" bieten - und dabei zusätzlich zu der Karten-Interchange, die bisher die Hauptertragsquelle war, auch verstärkt Provisionserträge erzielen. Hier werden sich die etablierten Kreditinstitute und ihre Vertriebspartner vermutlich einiges abschauen können, wie sich solche Dinge an der Kundenschnittstelle realisieren lassen.

Eine erste Produkt-Neuerung hat N26 bereits wenige Tage nach Erhalt der Banklizenz gestartet: "N26 Invest" ermöglicht in Kooperation mit dem Frankfurter Start-up Vaamo direkt über die App die monatliche und/oder einmalige Investition ab 10 Euro in verschiedene Portfolios - je nach persönlicher Risikoabwägung "zurückhaltend", "ausgewogen" oder "mutig". Auf Basis des gewählten Portfolios wird in einen Mix aus fünf Fonds investiert, die breit gestreut Aktien und Anleihen enthalten. Damit das gewählte Verhältnis zwischen Aktien und Anleihen so gut wie möglich abgebildet wird, werden Einzahlungen intelligent zugewiesen, außerdem gibt es ein jährliches Rebalancing. Auch die Entwicklung der Anlagen ist in der App jederzeit nachvollziehbar.

Als weitere Produkte stehen Real-Time-Kredite, höhere Sicherheit durch künstliche Intelligenz oder "Expense Sharing" zum Aufteilen von Rechnungen unter Freunden in der Pipeline.

Mit der Banklizenz wird N26 also vermutlich noch weit mehr als bisher zum Wettbewerber klassischer Banken - unterliegt aber dafür auch der Regulierung. Deutlich wird das nicht zuletzt an der überarbeiteten Website, bei der das Preisverzeichnis jetzt an prominenter Stelle auf Anhieb zu finden ist und nicht mehr mühsam gesucht werden muss. Wie sich das ganz Smartphone-basierte Konzept mit den diversen regulatorischen Vorgaben und Informationspflichten verträgt, die das erweiterte Geschäftsmodell mit sich bringt, wird sich erst noch erweisen müssen.

Bei N26 Invest etwa wird darauf hingewiesen, dass unter Umständen Informationen zum Steuerstatus und die Steuernummer abgefragt werden müssen. Zur Erhöhung des Nutzerkomforts für eine Klientel, die alles mit wenigen Klicks und so unbürokratisch wie möglich erledigen möchte, wird das sicher nicht beitragen. An dieser Stelle wird das Start-up insofern vielleicht ein Stück "normaler". Red.

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