Preispolitik

Nicht immer freundlich und fair

"Freundlich und fair" lautet der Claim der Sparda-Banken. Und die Tatsache, dass die Spardas seit Jahren Spitzenreiter im Kundenzufriedenheitsranking "Kundenmonitor Deutschland" sind, scheint diesen Anspruch zu bestätigen. Das gebührenfreie Girokonto, das bislang "ohne Wenn und Aber", sprich ohne Kleingedrucktes, angeboten wurde, war hierfür regelmäßig ein ganz wichtiges Element.

Den Verzicht auf Kontoführungsgebühren muss man sich aber auch leisten können. Schon lange vor der Finanzkrise wies der Verband der Sparda-Banken deshalb bei der Vorlage der Ergebnisse der Gruppe jedes Jahr mit schöner Regelmäßigkeit darauf hin, dass die Banken hier im Sinne der Mitgliederförderung auf beträchtliche Provisionseinnahmen verzichten. Dementsprechend hoch ist die Abhängigkeit vom Zinsergebnis. In dem Maße aber, wie es schwieriger wird, im klassischen Zinsgeschäft ausreichende Erträge zu erwirtschaften, gewinnt das Provisionsgeschäft an Bedeutung - auch für die Spardas. Und da wird auch das Girokonto als Stellschraube nicht ausgeklammert.

Am kostenlosen Girokonto als Markenzeichen wollen die ehemaligen Eisenbahnerbanken zwar festhalten. Das hat Joachim Wuermeling, der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Sparda-Banken e.V., Frankfurt am Main, noch vor einem Jahr ausdrücklich betont. Auch damals gab es jedoch schon Ausnahmen. So bietet die Sparda-Bank Hamburg neben dem kostenlosen Girokonto auch ein "klimaneutrales" Konto für 6 Euro im Monat an, ein Kontopaket "Sparda sportiv" für 8 Euro im Monat. Bei beiden ist neben zielgruppenspezifischen Leistungen auf Wunsch eine gebührenfreie Mastercard integriert, für die ansonsten eine Jahresgebühr von 30 Euro berechnet wird. Außerdem haben die Hamburger für 4,99 Euro im Monat eine Bargeld-Flatrate im Angebot, mit der sich Kunden über die rund 6 000 Geldautomaten des Cash-Pools hinaus den kostenfreien Bargeldbezug an allen 60 000 Geldautomaten in Deutschland sowie insgesamt 200 000 in der EU sichern können.

Während die Hamburger also versuchen, über Mehrwerte Erträge zu generieren, scheinen andere Institute der Gruppe zu versuchen, dies eher "durch die Hintertür" zu erreichen. So bepreisen die beiden eher kleineren Spardas Ostbayern und Münster die Debitkarte bereits seit mehreren Jahren mit 8,45 beziehungsweise 12 Euro Jahresgebühr. Die Sparda-Bank Berlin berechnet für die Bankcard seit 2015 nun 7,50 Euro pro Jahr. Den gleichen Preis stellt die Sparda-Bank Nürnberg. Sie erstattet den Preis jedoch ab einer Anzahl von 50 Bezahl-Transaktionen pro Jahr. Die Sparda-Bank Hannover stellt ihren Kunden seit Anfang 2016 für die bisher gebührenfreie Bankkarte 12 Euro jährlich in Rechnung, die Sparda Bank West folgt ab 1. April mit einer Jahresgebühr von 10 Euro. Die nach Bilanzsumme größte der zwölf Sparda-Banken, die Sparda Bank Baden-Württemberg, berechnet 10 Euro im Jahr und legt die Messlatte für die Rückerstattung dieses Betrages bei 100 bargeldlosen Umsätzen mit der Karte pro Jahr an.

Damit kehren diese Kreditinstitute faktisch vom kostenlosen Girokonto ab. So nachvollziehbar eine solche Strategie angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen auch sein mag - freundlich und fair sieht anders aus. Fair wäre es, die Notwendigkeit der Einführung von Kontoführungsgebühren offen zu kommunizieren und zu erklären, anstatt das kostenlose Girokonto plakativ herauszustellen und dann mit einer Jahresgebühr für die zugehörige Bankcard zu kommen. In Frankfurt ist das Erheben einer derartigen Gebühr - transaktionsabhängig oder nicht - übrigens derzeit nicht vorgesehen. Auch die Sparda-Banken Südwest, Hamburg und München scheinen (vorerst?) beim Modell der Gebührenfreiheit zu bleiben. Red.

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