Existenzgründer

Migranten als Gründer: Der Arbeitsmarkt spielt eine große Rolle

Ende Januar hat die KfW den jährlich erscheinenden KfW-Gründermonitor veröffentlicht. Auch diesmal ist wieder eine Sonderauswertung zum Thema Migranten als Existenzgründer dabei.

Demnach ist der Anteil von Migranten am Gründungsgeschehen in Deutschland seit Jahren relativ stabil: Rund jeder fünfte Gründer hat eine ausländische Staatsbürgerschaft oder die deutsche Staatsbürgerschaft erst nach der Geburt erworben. Die jährliche Gründerquote von Migranten liegt im Durchschnitt von 2009 bis 2014 bei 1,86 Prozent und somit etwa um ein Zehntel höher als die Gründerquote im Allgemeinen (1,68 Prozent).

Migranten gehen den Schritt in die Selbstständigkeit häufiger im Vollerwerb als der Durchschnittsgründer. Zwar ist der allgemeine Trend hin zur Nebenerwerbsgründung auch bei ihnen zu sehen, im Mittel der Jahre 2013/2014 lag der Anteil des Vollerwerbs mit 43 Prozent dennoch noch klar über dem Durchschnitt von 39 Prozent.

Der Arbeitsmarkt spielt für Existenzgründer mit ausländischen Wurzeln eine große Rolle bei der Gründungsentscheidung: Sie starten häufiger, weil sie keine attraktivere Erwerbsalternative haben und sind vor der Gründung deshalb auch häufiger arbeitslos. So liegt der Anteil zuvor arbeitsloser Gründer insgesamt bei 13 Prozent. Unter den Migranten sind es 21 Prozent. Dennoch schaffen Migranten häufiger und mehr Arbeitsplätze.

Allerdings sehen sie sich trotz der höheren Gründungsaktivität stärker als der Durchschnitt mit Gründungshemmnissen konfrontiert, darunter auch mit Schwierigkeiten bei der Gründungsfinanzierung. Obwohl mit Blick auf den Einsatz von Finanzmitteln kein nennenswerter Unterschied zum Durchschnitt aller Gründer zu verzeichnen ist, hatten im Zeitraum 2009 bis 2014 16 Prozent aller Gründer beim Start Finanzierungsschwierigkeiten zu überwinden, bei Migranten waren es 24 Prozent. Das kann daran liegen, dass es ihnen in stärkerem Maß an Finanzwissen fehlt. Denn während sich im Durchschnitt aller Existenzgründer nur 8 Prozent zu Lücken im Finanzwissen bekannten, gaben das unter den Migranten 13 Prozent zu Protokoll. Auch sind 41 Prozent der Gründer mit ausländischen Wurzeln ohne Berufsabschluss. Insgesamt trifft dies nur auf 23 Prozent zu.

Dass Migranten ihre Existenzgründung schneller wieder abbrechen, erklärt die KfW mit dem jüngeren Gründungsalter und dem damit einhergehenden Mangel an Erfahrung und Wissen, der stärkeren Ansiedlung der neuen Unternehmen im Handel und nicht zuletzt dem häufigeren Start aus der Arbeitslosigkeit heraus. Denn auch bei der Abkehr vom selbst gegründeten Unternehmen spiele der Arbeitsmarkt für Migranten eine größere Rolle. Sie beenden ihre Selbstständigkeit eher wieder, wenn sich attraktive Jobmöglichkeiten bieten. Die Vorteile einer angestellten Beschäftigung sind bei Migranten sogar für jeden vierten Gründungsabbruch eine Ursache. Drei Jahre nach Gründung bestehen deshalb 70 Prozent aller Existenzgründungen noch, bei den von Migranten gegründeten Unternehmen sind es nur 60 Prozent. Red.

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