Blickpunkte

Wulf von Schimmelmann zum 60. Geburtstag

Welcher Chef eines Großunternehmens kann schon für sich in Anspruch nehmen, an seinem 60. Geburtstag den überwiegenden Teil der Belegschaft in echter Feierlaune zu wissen? Dank der kalendarischen Gunst des Rosenmontags 2007 wäre solch eine Behauptung für Prof.Dr.Wulf von Schimmelmann, dem Vorstandsvorsitzenden der Postbank, gewiss nicht allzu gewagt gewesen.

Bewegt und farbenfroh wie das Treiben im Straßenkarneval war auch das Berufsleben des Jubilars. Wulf von Schimmelmann gehört zum überschaubaren Kreis von Bankern, die in allen drei großen Bankengruppen Vorstandserfahrung aufzuweisen haben. Und darüber hinaus hat er nach Promotion in Zürich, diversen Lehraufträgen und Honorarprofessur in Konstanz über die rund 35 Jahre seines Bankerlebens nie seine Kontakte zur wissenschaftlichen Praxis verloren. Die Karriere in der Finanzwirtschaft hat von Schimmelmann 1972 bei der Unternehmensberatung McKinsey gestartet. Dort hat er in den sechs Jahren Zürich, Cleveland, Kuwait und Düsseldorf jene Kontakte geknüpft, die ihn heute noch in das viel zitierte McKin-sey-Netzwerk der Praktiker einreihen.

Es folgten drei Vorstandsposten im Sechs- oder Sieben-Jahresturnus. Begonnen hat das im Sparkassensektor bei der damaligen Landesgirokasse in Stuttgart mit Zuständigkeiten für Retailbanking, Controlling und IT. Beim genossenschaftlichen Spitzeninstitut DG Bank rückten Mitte der achtziger Jahre das Marketing sowie das internationale Firmenkundengeschäft in seinen Focus. Und als Geschäftsinhaber und Vorstandsmitglied der damaligen BHF-Bank komplettierte er seinen verantworteten Erfahrungsbereich um das Investmentbanking. Je nach Blickwinkel kann man soweit von einem breiten Erfahrungsschatz oder von einer unsteten Karriere sprechen, zumal die beiden letztgenannten Stationen ein wenig abrupt endeten.

Was bei Wulf von Schimmelmann aber hängen bleibt und ihm größte Achtung in der Branche verschafft, ist seine heutige Karrierestation. Seit ihn 1999 der Aufsichtsrat um den früheren McKinsey-Mann Klaus Zumwinkel als Vorstandsvorsitzenden der Postbank berief, symbolisiert er den stetigen Aufschwung dieser ehemals verschlafenen Staatsbank. Er hat die in die unternehmerische Freiheit entlassene Beamtenbank mit modernen Managementmethoden und einer guten Vorstandsmannschaft zur größten Privatkundenbank Deutschlands gemacht - mit den Höhepunkten Börsengang, Aufnahme in den Dax und Übernahme BHW. Besonders in den letzten Jahren personifiziert er damit wie kein anderer die Renaissance des Privatkundengeschäftes in Deutschland.

Mit Blick auf die bisherige Taktfolge seines Bankerlebens ist die obligatorische Verweildauer bei der Postbank freilich überschritten. Neben größeren Freiheiten zu einer noch regeren Teilnahme am gesellschaftlichen und kulturellen Leben ist auch das vielleicht ein Grund für die jüngsten Nachfolgespekulationen. Auf dem Aufwärtspfad der "Postbank-Story" hat von Schimmelmann es selbst in der Hand, ob und wann eine Geburtstags-Würdigung zu einer Überleitung auf einen Nachfolger an der Postbankspitze überarbeitet werden darf. Die "bank und markt"-Redaktion gratuliert ihrem Herausgeber ganz herzlich. Red.

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