Blickpunkte

VW Financial Services - Endgültig ein Mobilitätsdienstleister

Schon Norbert M. Massfeller, von 1994 bis 2004 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services AG, Braunschweig, hatte das Unternehmen stets als mehr denn als bloßen Finanzdienstleister gesehen, sondern das Selbstverständnis als Dienstleister rund um die automobile Mobilität ausgegeben. Dieses Zielbild hat in den vergangenen Jahren immer deutlichere Konturen angenommen. Ersichtlich wird dies unter anderem an dem vom amtierenden Vorstandsvorsitzen Frank Witter so bezeichneten "Wachstumsdreiklang" aus neuen Marken, neuen Märkten und neuen Geschäftsfeldern.

- Mit Ducati Financial Services und der MAN Finance International GmbH begleiten die Volkswagen Finanzdienstleistungen nun auch die jüngsten Marken des Konzerns und haben ihre Geschäftstätigkeit damit auch auf Motorräder sowie schwere LKW und Busse erweitert, decken somit bei den Fahrzeugen die gesamte Bandbreite ab.

- Die VW Financial Services ist inzwischen in 40 Märkten aktiv. Zuletzt kam ein Joint Venture mit der Wes Bank in Südafrika hinzu. Im Sommer 2014 ist der Markteintritt in Malaysia geplant.

- Und mit den neuen Geschäftsfeldern Carsharing und Autovermietung will man auf die großen gesellschaftlichen Megatrends reagieren, bei denen zunehmend die flexible Nutzung und nicht der Besitz eines Fahrzeugs im Vordergrund seht.

Die Euromobil Autovermietung GmbH, die im Jahr 2012 von der Volkswagen Leasing GmbH übernommen wurde, hat seitdem ihre Flotte um mehr als zehn Prozent auf 23 000 Fahrzeuge vergrößert. Die Zahl der Vermietstationen liegt mittlerweile bei mehr als 2 400. Das Unternehmen ist damit nach Angaben der VWFS AG der viertgrößte Autovermieter Deutschlands.

Im April 2013 hat sich die Volkswagen Financial Services AG gemeinsam mit der Pon Holdings am niederländischen Carsharing-Anbieter Collect Car B.V. ("Greenwheels") beteiligt, der mit rund 2 000 Fahrzeugen der führende Carsharing-Dienstleister in den Niederlanden und auch in Deutschland in mehr als 20 Städten vertreten ist. Auf dieser Basis will man sich nicht nur die niederländische Marktführerschaft in dem Geschäftsfeld sichern, sondern vor allem das Geschäftsmodell weiterentwickeln, um es dann, insbesondere in Europa, auszurollen. Greenwheels wird dabei als innovative Plattform für bedarfsgerechte modulare Lösungen für die Marken des Volkswagen-Konzerns gesehen.

Nicht zuletzt sind es die neuen Märkte, die auch die neuen Geschäftsfelder befördern. Denn die zunehmenden Verkehrs- und Umweltprobleme in den Mega-Cities der Schwellenländer führen zunehmend zu einer Politik der Zulassungsbegrenzung. Und das wiederum sorgt gerade dort für eine starke Nachfrage nach Carsharing-Modellen.

Das Betreiben eines Carsharing-Dienstes oder einer Autovermietung gehört also nicht geradezu zu den klassischen Finanzdienstleistungen, passt aber gleichwohl ins Konzept eines Absatzförderers für den Automobilkonzern. Denn wo die Möglichkeiten zum Absatz von Fahrzeugen politisch begrenzt sind, sind solche Dienste ein Ausweg, um auch in diesen Märkten weiter zu wachsen. Auch in Europa sieht man zwar einen Wandel der Mobilitätsbedürfnisse dahingehend, dass die Menschen zwar Auto fahren, aber das Fahrzeug nicht mehr unbedingt besitzen wollen. Die Hauptnachfrage nach Carsharing kommt aber aus den Schwellenländern, allen voran China.

Unter dem Strich zeigen all diese Aktivitäten, dass die Finanzdienstleister des VW Konzerns die Kunden bei den verschiedensten Bedürfnissen abholen: mit der klassischen Finanzierung von Neu- und zunehmend auch Gebrauchtwagen (wobei namentlich in Deutschland in den letzten Jahren die Konzentration auch auf das Gebrauchtwagengeschäft an Bedeutung zugenommen hat), mit Leasing oder eben auch mit Angeboten für die gelegentliche Nutzung - je nach der persönlichen Präferenz des Kunden oder auch den örtlichen Rahmenbedingungen.

Versicherungs- und Dienstleistungsverträge wie Inspektions- und Wartungsverträge, Reifenservice oder Garantieverlängerung, runden diesen Ansatz ab. Denn damit stärkt man nicht nur den als Vertriebspartner so wichtigen Marken-Handel, sondern auch die Kundenbindung zu den Konzernmarken soll weiter intensiviert werden, und sei es nur, indem in der Werkstatt ausschließlich Original-Ersatzteile verwendet werden. Künftig soll der Kunde deshalb bei jedem Händler- und Werkstattbesuch auf die entsprechenden Angebote aufmerksam gemacht werden. Auch dabei will man jetzt zunehmend die Gebrauchtwagenkäufer ins Visier nehmen. Red.

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