Blickpunkte

Autobanken - Die neue Welt der Mobilität

Auch an der Volkswagen Financial Ser vices AG, dem Finanzdienstleister im Volkswagen-Konzern, geht der Wettbewerb um Einlagen von Privatkunden nicht spurlos vorbei. In den ersten acht Monaten dieses Jahres stagnierte deren Niveau in der Tochter Volkswagen Bank direct bei rund 20 Milliarden Euro. Für den weiteren Jahresverlauf erwartet das Institut ein "moderates Wachstum" in diesem Bereich. Im Klartext bedeutet das: Der starke Aufwärtstrend ist vorerst gestoppt. In den Jahren 2008 bis 2010 haben Tagesgeld-Kunden der Bank scharenweise die Tür eingerannt, während dieser Zeit verdoppelte sich das Einlagevolumen.

Und das, so betont es Rainer Blank, Sprecher der Geschäftsführung bei der Volkswagen Bank GmbH, obwohl man zu keiner Zeit eine Preisführerschaft angestrebt habe, auch wenn sich der Zinssatz immer im oberen Drittel des Marktes bewege. Momentan liegt er für Neukunden bei 2,5 Prozent, für Bestandskunden bei 1,75 Prozent. Einigen Kunden, deren Sicherheitsbedürfnis während der Finanzkrise deutlich zugenommen hatte, die aber inzwischen wieder auf der Suche nach einer höheren Rendite sind, ist das offenbar zu wenig.

In ihrem Kern-Geschäftsfeld, der Kfz-Finanzierung, hat die Bank hingegen ordentliche Steigerungsraten zu verzeichnen: Im Einzelkundensegment erhöhte sich die Zahl der Neuverträge für Finanzierung um fünf Prozent auf 124 000 und für Leasing um 19 Prozent auf 75 200. Vor dem Hintergrund, dass die Vertragszahlen 2010 durch die Nachlaufeffekte der Abwrackprämie bereits auf hohem Niveau lagen, ist das durchaus positiv zu bewerten.

Unter dem Stichwort "Erschließung neuer Geschäftsfelder" entwerfen die Verantwortlichen der Bank ein visionäres Bild von der Mobilität der Zukunft - und sehen sich dafür bestens gerüstet: Die Bedeutung des bloßen Fahrzeugbesitzes werde weiter sinken, die Funktion des Autos als Mobilitätsträger freilich fortbestehen.

Konzepte wie Finanzierung, Leasing, Vermietung und Car-Sharing würden dabei immer weiter verschwimmen, ein "Mobilitätskonto" könne als multifunktionale Eintrittskarte für die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel - auch des öffentlichen Nahverkehrs - angeboten werden. Mithin müssten zukünftige Modelle zunehmend am "Pay-per-use"-Gedanken ausgerichtet werden. Der Weg in diese neue Welt der Mobilität mag noch weit sein, abwegig ist der Entwurf der VW Bank gerade in größeren Städten keineswegs.

In dem neuen Szenario erwarten die Automobilunternehmen und ihre Finanzdienstleister den Wettbewerb anderer Branchen wie Energie oder IT. Universalbanken kommen in der Rechnung der Volkswagen Bank nicht vor. Diesen gegenüber können die Captives ihre ureigene Kompetenz leicht ausspielen: begleitende Mobilitätsservices in Gesamtpakete zu schnüren und diese den verschiedenen Kundengruppen als Zusatz zum Produkt Automobil anzubieten. hm

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