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Privatkundengeschäft - Pfandbriefbanken werben Sparer

"Der Festgeldspezialist mit den langen Laufzeiten" prangt auf den Trikots. Übergestreift haben sie die Mitarbeiter eines Frankfurter Kreditinstituts anlässlich der J.P. Morgan Corporate Challenge, einem Lauf über 5,6 Kilometern durch Frankfurt am Main im Juni dieses Jahres. Doch es ist weder die Filialbesatzung einer Sparkasse oder Genossenschaftsbank noch die Anlageabteilung einer Groß- oder Direktbank. Wer sich hier sportlich mit einem Augenzwinkern, aber in der Sache durchaus ernst gemeint "vermarktet", ist eine Pfandbriefbank, die ausschließlich gewerbliche Immobilien finanziert und sich bis vor Kurzem auch nur am Kapitalmarkt refinanziert hat.

Jetzt jedoch sind Kundeneinlagen auch bei dieser Institutsgruppe begehrt. So buhlt beispielsweise die Corealcredit Bank seit Jahresanfang und die Deutsche Pfandbriefbank seit März dieses Jahres um die Spargroschen privater Anleger. Aktuell gibt es bei ihnen für mindestens 5 000 Euro ab drei Jahren Festgeldanlage zwei Prozent Zinsen. Da die gewerblichen Immobilienfinanzierer kein flächendeckendes Filialnetz haben, offerieren sie ihre Produkte über Online-Plattformen und Vermittler. Mit ansehnlichem Erfolg: Bis 9. August dieses Jahres hatte die Deutsche Pfandbriefbank bereits rund 125 Millionen Euro von Privaten eingesammelt, während die Corealcredit zu diesem Zeitpunkt 111 Millionen Euro erreichte.

Ein Treiber der Entwicklung ist Basel III, weil es Einlagen regulatorisch begünstigt. Zwar genießen auch Pfandbriefe regulatorische Vorzüge, doch verlangen der Gesetzgeber und die Ratingagenturen dafür Überdeckungen, die je nach Struktur der Deckungswerte und dem angestrebten Rating beträchtlich sein können. Diese zusätzlichen Mittel müssen jedoch ungedeckt refinanziert werden.

Doch das ist nach wie vor teuer, einerseits, weil Investoren den Banken noch nicht in dem Maße vertrauen wie vor der Finanzmarktkrise, andererseits wegen der sogenannten Asset Encumbrance. Das heißt, für die Pfandbriefgläubiger würden bei Insolvenz der Bank die Deckungswerte - einschließlich Überdeckung - separiert, sodass diese nicht zur Konkursmasse gehören, aus der die übrigen Gläubiger zu bedienen sind. Zu Letzteren zählen im Übrigen auch die Einleger, doch sind deren Spargelder mit zwei Prozent Verzinsung aus Sicht der Institute eine sehr günstige ungedeckte Refinanzierung. L.H.

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