Blickpunkte

Markenführung - Namensrechte

Nun ist die Marke AWD also Geschichte: Am 4. Juni hat die Stadt Hannover gemeinsam mit dem Swiss Life Deutschland-Chef Manfred Behrens den bisherigen AWD-Platz in Swiss-Life-Platz umbenannt. Und mit Beginn der Saison 2013/2014 der Fußball-Bundesliga wird auch das ehemalige Niedersachsen-Stadion nicht mehr AWD-Arena, sondern HDI-Arena heißen - zunächst für sieben Jahre, mit einer Option für weitere drei Jahre. Hier wurde der Schweizer Versicherungskonzern also offenbar durch einen Konkurrenten aus der gleichen Branche ausgestochen, der dem Stadion einen griffigeren Namen zu bieten hat. Das mag für die Entscheidung seitens Hannover 96 nicht ausschlaggebend gewesen sein. Dass der Name einprägsam ist und hervorragend klingt (sicher besser als es das etwas sperrige Swiss-Life-Arena gewesen wäre, das in Fankreisen auf Widerstand stieß), wird aber in der Presseerklärung eigens betont und kann neben einem attraktiven Angebot seitens des Unternehmens mit eine Rolle gespielt haben. Das Namensrecht an einer weiteren Veranstaltungshalle hat Swiss Life aber weiterhin. Die ursprüngliche Stadionsporthalle vollzog den Namenswechsel von AWD mit und heißt jetzt Swiss-Life-Hall. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe der HDI-Arena. Dort prägen die beiden Versicherungsmarken also nebeneinander das Stadtbild.

Die Umbenennung des bisherigen AWD-Platzes in Hannover-Lahe ist nun schon die zweite auf Betreiben des Unternehmens: Bis 2002 lautete die Adresse Kirchhorster Straße. Und das zeigt: Mit Straßen-Umbenennungen auf Wunsch von Unternehmen sollte vorsichtig umgegangen werden. Die betroffenen Gemeinden werden solche Ansinnen zwar als willkommenes Bekenntnis zum Standort werten und stehen ihnen deswegen vergleichsweise wohlwollend gegenüber. Und die Unternehmen freuen sich, wenn ein eigener Straßenname die Bedeutung für die Stadt zum Ausdruck bringt.

Langfristige Entwicklungen sind aber (auch von den Unternehmen selbst) oft nicht vorauszusehen. Wer hätte etwa 2002 gedacht, dass AWD in einen Versicherungskonzern integriert und die Marke dermaßen in Verruf geraten und an Wert verlieren würde, dass eine Umbenennung ratsam werden würde? Ein anderes Beispiel ist die Drogeriemarktkette Schlecker, die beim Bau eines neuen Lagers oft die Umbenennung der angrenzenden Straße in Anton-Schlecker-Straße durchsetzte - eine Bezeichnung, die eine Reihe von Orten nun nach der Schlecker-Pleite gern wieder los wäre.

Es muss nicht immer so dramatisch kommen. Aber auch den Unternehmen selbst kann es kaum nützen, wenn etwa die Firmenzentrale auf Stadtplänen, von Routenplanern des ÖPNV oder von Navigationsgeräten nicht mehr anstandslos gefunden wird. Das musste zum Beispiel die R+V erfahren, nachdem 2011 die einstige J.F-Kennedy-Straße in Wiesbaden in Raiffeisenplatz umbenannt wurde. Red.

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