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Internet Genossen im Internet: Kein Interesse am Vertrieb?

Einen Internetauftritt zu haben, ist heute für Kreditinstitute eine Selbstverständlichkeit. Für die Nutzung als wirklich gleichwertiger Vertriebskanal gilt dies noch nicht überall. Besonders unter den Kreditgenossenschaften sieht es im Hinblick auf Vertriebsstärke im Internet eher mau aus, so die neue Studie des Ibi-Research-Teams der Universität Regensburg.

Unter den Top Ten im Ibi-Website-Rating 2008, für das Banken-Auftritte nach Beratungsqualität, Unterstützung des Kaufprozesses, After Sales oder Cross-Selling untersucht wurden, finden sich die Postbank (Platz 1), die Deutsche Bank (Platz 3) und die Dresdner Bank (Platz 5) - sowie sieben Sparkassen. Erst auf Platz 35 taucht die erste Kreditgenossenschaft auf.

An mangelnder Teilnahme liegt das nicht: Unter 170 von Ibi ausgewählten und bewerteten Instituten kamen 54 aus den Reihen der Genossenschaftsbanken, darunter Schwergewichte wie die Volksbanken in Berlin, Frankfurt und Mainz, aber auch die Volksbank Mittelhessen.

Wie also erklärt sich das magere Abschneiden des Genossenschaftssektors? Teilweise ist es gewiss eine Frage der Strategie. Der BVR betont auf Nachfrage, dass das Augenmerk der Studie, also das Messen der vertrieblichen Orientierung im Internet, an den Beweggründen der genossenschaftlichen Banken vorbeigehe. Diese seien vorwiegend auf den Vertrieb in den Filialen ausgerichtet.

Im Internet wolle man dagegen vorrangig die eigene Leistungsfähigkeit demonstrieren - was letztlich nichts weiter heißt, als dass das Netz wie vor Jahren in erster Linie als Informationsmedium gesehen wird. Tatsächlich scheint das nicht nur für die kleineren Institute im ländlichen Raum zu gelten. Auch aus den Reihen der großen Häuser wird die Aussage bestätigt.

Von anderer Stelle wird jedoch ein bitterböser Verdacht geäußert: Es habe den Anschein, als gebe es einen Zusammenhang zwischen der finanziellen Unterstützung der Studie und der Platzierung der Teilnehmenden im Ranking. Beweisen lässt sich eine solche Unterstellung sicher nie.

Geht man aber nicht von der Käuflichkeit der Studienergebnisse aus, bleibt nur eine Schlussfolgerung: Selbst unter Berücksichtigung der Subjektivität, die solchen Ratings immanent ist, besteht eben doch noch immer beträchtlicher Nachholbedarf. Schaden kann eine Überarbeitung der Webangebote nie - schließlich gilt die Halbwertzeit von Websites ohnehin als kurz.

Eine Ausrede ist den Genossenschaftsbanken im Zuge der technischen Weiterentwicklung jedenfalls abhanden gekommen: Während es bei älteren Kernbanksystemen nicht trivial war, eine

Internetanwendung aufzusetzen, die einen Produktabschluss ohne Medienbruch ermöglichte, ist dies bei den inzwischen weitgehend eingeführten Systemen Agree und Bank 21 problemlos möglich. Red.

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