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Girokonto - Anlagefehler aus Gewohnheit?

Das Kontokorrentkonto ist der Dreh- und Angelpunkt zur Kundenbindung im Rahmen der Hausbankbeziehung und für zahlreiche Genossenschaftsbanken und Sparkassen ein wichtiger Ertragsbringer im Provisionsgeschäft. Nicht selten profitieren die Kreditinstitute dabei von einem ordentlichen Bodensatz. Viele Deutsche parken oft größere Summen auf ihrem Girokonto und schichten das überschüssige Geld nicht auf ein besser verzinstes Tagesgeldkonto um. Nach einer repräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa lässt jeder fünfte Bundesbürger für längere Zeit größere Summen auf dem meist unverzinsten Girokonto liegen.

Als häufigste Ursache für dieses Anlageverhalten (48 Prozent, Mehrfachnennungen möglich) nennt der "Sparerkompass Deutschland 2012" die Macht der Gewohnheit. Weitere 47 Prozent wollen durch die Nutzung ihres Girokontos flexibel bleiben; rund jeder achte Befragte erklärt, dass er von seiner Bank noch kein Angebot für ein Tagesgeldkonto erhalten habe. Fünf Prozent der Bundesbürger sind Tagesgeldkonten zu kompliziert, drei Prozent halten Girokonten für sicherer als andere Kontomodelle.

Diese Ergebnisse will der Auftraggeber der Studie verständlicherweise für die eigenen Marketing-Zwecke nutzen. Selbsterklärtes Ziel der Bank of Scotland ist es deshalb, "noch mehr Bundesbürger davon zu überzeugen, dass Girokonten nicht der richtige Ort für ihre Ersparnisse sind". Gut verzinste Tagesgeldkonten seien dafür wesentlich besser geeignet. Einen in manchen Regionen gegebenenfalls nicht unbedeutenden Grund für das von der Bank kritisierte Anlageverhalten bleibt in der Studie allerdings unbeachtet: Nicht wenige Bundesbürger lassen auf ihrem Girokonto einen ansehnlichen Saldo stehen, um in den Genuss eines kostenlosen Girokontos zu kommen.

Solche Gebührenbefreiungsmodelle gibt es beispielsweise bei der Hypovereinsbank und der Targobank sowie bei etlichen Kreditgenossenschaften und Sparkassen. Anders als die Kommentare der Bank of Scotland zur Studie unterstellen, kann deshalb bei einigen Kunden durchaus Kalkül hinter dem Verhalten vermutet werden. Dem vermeintlichen "Anlagefehler" müssten dann nämlich die ersparten Kontoführungsgebühren in teilweise nicht unerheblicher Höhe gegenübergestellt werden. KD

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