Blickpunkte

Beratungspraxis - Verbraucherzentralen im Test

Das Szenario ist bekannt: Testkäufer melden sich auf unterschiedlichen Vertriebswegen mit unterschiedlichen Beratungswünschen bei Finanzdienstleistern, deren Reaktionen und Empfehlungen dann in Testauswertungen eingehen. Auftraggeber sind in der Regel Finanztest oder die einzelnen Verbraucherzentralen, und regelmäßig kommen sie zu dem Ergebnis, dass die gebotene Beratung zu wünschen übrig lässt.

Angesichts des von Verbraucherschützern angestrebten Ausbaus ihrer eigenen Rolle in der Finanzberatung hat der Afw-Bundesverband Finanzdienstleistung e. V., Berlin, die (nicht ganz unberechtigte) Frage gestellt, wer eigentlich die Verbraucherschützer testet. Als Konsequenz hat man den Spieß einmal umgedreht und gemeinsam mit der Zeitschrift Procontra Testanrufe bei den kostenpflichtigen Hotlines der Verbraucherzentralen der einzelnen Bundesländer zu den Themen Altersvorsorge und Versicherungen durchgeführt. In der überwiegenden Zahl der Fälle erfolgte dabei keine telefonische Beratung. Stattdessen wurde der Anrufer auf persönliche Beratung vor Ort verwiesen. Wie es bei solchen Testkäufen fast immer der Fall ist, gab es aber

auch diesmal "schwarze Schafe": Die Berater der Verbraucherzentralen in NRW und Berlin verstießen gegen die eigenen Empfehlungen und Checklisten. Sie verzichteten auf Fragen nach konkreten Bedürfnissen und zur Risikoabsicherung des Testkunden und sprachen "teilweise nach wenigen Minuten" konkrete Produktempfehlungen aus. In einem Fall gab es sogar eine Beratung zu Einzelaktien, die nach Auffassung des Afw eine erlaubnispflichtige Finanzdienstleistung im Sinne von KWG und WphHG darstellt.

Wie bei vergleichbaren Testaktionen sind solche Einzelfälle gewiss nicht überzubewerten. Dennoch zeigen die Resultate: Beratung auf Honorarbasis, wie sie auch die Verbraucherzentralen bieten, ist nicht grundsätzlich besser. Und wenn selbst der "Honorarberatung" der Verbraucherzentralen Fehler unterlaufen, muss man dies auch den Kreditinstituten zugestehen. Das heißt: Nicht jedes Mal, wenn ein Kunde dort nicht optimal beraten wird, ist deswegen gleich provisionsgesteuerte Beratung, bewusst zulasten des Kunden zu unterstellen. Mehr als ein Argument in der Diskussion mit dem Kunden über Beratungsmodelle und Konditionen kann diese Erkenntnis aber kaum sein. In der öffentlichen Meinung dürfte die Botschaft hingegen kaum ankommen. Red.

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