Blickpunkte

Autobanken: Abwrackprämie steigert Vertragsbestand

In diesem einen Punkt hat sich Frank Witter, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services AG, sicherlich gerne geirrt: Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr eine Volumensentwicklung ausgewiesen, die weniger angespannt war als ursprünglich prognostiziert. Die Abwrackprämie hat nicht nur den Absatz der Konzernmutter Volkswagen beflügelt, sondern auch die Vertragszahlen des Finanzdienstleisters in die Höhe schnellen lassen. Der Gesamtbestand stieg um 10,7 Prozent auf 6,03 Millionen Verträge, die Zahl der Neuverträge erhöhte sich um 16,4 Prozent auf 2,79 Millionen. Die Bilanzsumme der Financial-Services-Tochter wuchs um 5,2 Prozent auf 60,3 Milliarden Euro.

Durch den großen Einfluss der Abwrackprämie gewann das Privatkundengeschäft eine stärkere Bedeutung. So stieg beispielsweise das Forderungsvolumen aus Kundenfinanzierungen um 21 Prozent auf 26,6 Milliarden Euro an. Hingegen reduzierte sich das Forderungsvolumen im Händlergeschäft um 12,4 Prozent auf 8,39 Milliarden Euro, weil die stärkere Nachfrage der Verbraucher nach Konzernfahrzeugen die Lagerdauer beim Handel verkürzte.

An anderer Stelle haben sich die negativen Prognosen aus dem Vorjahr aber erfüllt: Trotz ordentlichem Volumenwachstum ist das Vorsteuerergebnis des Unternehmens um rund 30 Prozent auf 554 Millionen Euro zurückgegangen. Wie bereits im Vorjahr wird dieser Rückgang mit deutlich gestiegenen Risikokosten begründet. Bei leicht verbessertem Überschuss aus Kre-dit-, Leasing- und Versicherungsgeschäften in Höhe von 1,753 Milliarden Euro hat sich die Risikovorsorge um 304 Millionen Euro auf 654 Millionen Euro nahezu verdoppelt. Der Provisionsüberschuss stieg derweil um 7,2 Prozent auf 224 Millionen Euro, die Verwaltungsaufwendungen erhöhten sich um 25 Millionen Euro oder 2,8 Prozent auf 912 Millionen Euro.

Die Refinanzierung des Finanzdienstleisters beruhte im vergangenen Jahr zu 30 Prozent auf den Einlagen der Direktbankkunden. Die Bank verzeichnete ein starkes Einlagenwachstum, das seinen Höhepunkt bei einem Bestand von mehr als 19 Milliarden Euro im Herbst erreichte. Zum Dezember 2009 weist sie im Vergleich zum Vorjahr ein Plus um 42,6 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro aus. Den deutlichen Zufluss von Geldern hat sie sicherlich nicht nur konkurrenzfähigen Zinsen auf Kundeneinlagen zu verdanken, sondern auch einem durchaus geschickten Umgang mit der letztlich nicht in Anspruch genommenen

- Zusage für eine staatlich garantierte Emission von Schuldverschreibungen. Insgesamt erwarten die Verantwortlichen für 2010 und 2011 eine Stagnation des Neugeschäfts auf Vorjahresniveau. Bedenkt man die Bedeutung der Abwrackprämie für die Zahlen im Jahr 2009, so scheint diese Einschätzung schon arg optimistisch. Wachstumspotenziale im Privatkundengeschäft werden vor allem bei den Finanzierungs- und Versicherungspaketen für Gebrauchtwagen gesehen. hm

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