EZB-Klimastresstest: Banken müssen nachbessern

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„Die Banken im Euroraum müssen ihre Anstrengungen zur Messung und Steuerung von Klimarisiken dringend verstärken, die aktuellen Datenlücken schließen und die anerkannten Verfahren anwenden, die es in der Branche bereits gibt“, fasst Andrea Enria, Vorsitzender des Aufsichtsgremiums der EZB, die Ergebnisse des Klima-Stresstests der Europäischen Zentralbank zusammen. Zwar waren die 104 untersuchten Institute grundsätzlich in der Lage, umfassende und neue Informationen zu Klimarisiken vorzulegen, allerdings berücksichtigen sie diese noch viel zu wenig in der alltäglichen Arbeit. So sind Klimarisiken bei gerade einmal 20 Prozent der Banken heute schon eine Variable bei der Kreditvergabe.

Darüber hinaus stammen die Erträge der Banken aus Geschäften mit Nichtfinanzunternehmen zu mehr als zwei Dritteln aus Branchen mit hohen Treibhausgasemissionen. In vielen Fällen gehen die „finanzierten Emissionen“ der Banken auf eine kleine Anzahl von großen Geschäftspartnern zurück. Dies erhöht die Anfälligkeit der Banken gegenüber Übergangsrisiken. Zur Schätzung ihrer Risikopositionen gegenüber emissionsintensiven Sektoren stützen die Banken sich oftmals auf Näherungswerte, so die EZB. Dies sei zwar ein guter erster Schritt, um die Datenlücken zu schließen. Jedoch erwarten die Aufseher, dass die Institute mehr auf ihre Kunden zugehen, um von ihnen genauere Daten zu erhalten und mehr über ihre Übergangspläne in Erfahrung zu bringen, was eine Voraussetzung dafür ist, dass Banken in Zukunft ihre Anfälligkeit für Klimarisiken messen und steuern können.

Immerhin sind die Auswirkungen physischer Risiken wie Dürreperioden oder andere Extremwetterereignissen für die Banken bewältigbar. Die Stresstest-Ergebnisse zeigen, dass sich die Kredit- und Kursverluste in dem Szenario eines kurzfristigen ungeordneten Übergangs und in den beiden auf physischen Risiken basierenden Szenarien bei den in diesem Zusammenhang intensiver untersuchten 41 Banken insgesamt auf rund 70 Milliarden Euro belaufen. Allerdings warnt die EZB davor, dies als gutes Ergebnis zu werten, da dieser Betrag bei Weitem nicht dem tatsächlichen klimabezogenen Risiko entspreche, sondern lediglich einem Bruchteil davon. Das liege daran, dass
a) in dieser frühen Phase nur wenig Daten verfügbar sind, b) die Prognosen der Banken die Klimafaktoren nur ansatzweise erfassen, c) wirtschaftliche Abschwünge und Zweirundeneffekte in den Szenarien nicht berücksichtigt werden und d) die durch den Test erfassten Risikopositionen nur rund ein Drittel der gesamten Risikopositionen der 41 Banken ausmachen.

Der Test ist Teil des allgemeinen Klimafahrplans der EZB. Dabei geht es allerdings nicht um die Kapitalausstattung, sondern vielmehr darum, dass Banken wie auch Bankenaufsicht Erkenntnisse gewinnen. Es wurden qualitative und quantitative Informationen erhoben, um zu beurteilen, inwieweit die Branche auf Klimarisiken vorbereitet ist. Außerdem sollten Best Practices für den Umgang mit klimabezogenen Risiken gesammelt werden. Da es bei dem Stresstest ausschließlich darum geht, Erkenntnisse zu gewinnen, gab es keine aufsichtlichen Anpassungen. „Dieser Stresstest ist ein entscheidender Meilenstein im Hinblick auf unser Ziel, die Widerstandskraft unseres Finanzsystems gegenüber Klimarisiken zu stärken“, sagt Frank Elderson, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsgremiums. „Wir erwarten, dass die Banken konsequente Maßnahmen ergreifen und kurz- bis mittelfristig robuste Rahmen für klimabezogene Stresstests ausarbeiten.“

Die Deutsche Kreditwirtschaft sieht sich bestätigt, dass die Auswirkungen der Klimarisiken auf den Bankensektor tragbar sind. Die in der DK zusammengeschlossenen deutschen Banken- und Sparkassenverbände bekräftigen gleichwohl: Das Ergebnis dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Klimawandel unser aller Leben erheblich beeinträchtigen wird. Daher bleibe es für Banken und Aufsicht eine beständige Herausforderung, Methoden und Prozesse weiterzuentwickeln, um damit Risiken aus dem Klimawandel zu steuern. Dabei sollte aus Sicht der DK der Beitrag der Kreditinstitute zum Übergang hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft und ihre entsprechende strategische Ausrichtung im Vordergrund stehen. Pauschale Vorgaben für eine zusätzliche Kapitalunterlegung wären hingegen nicht sachgerecht. Während höhere direkte Kapitalanforderungen im Rahmen des Klimastresstests von der EZB sinnvollerweise ausgeschlossen wurden, wird rund um das parallel in Verhandlung befindliche Bankenpaket durchaus über sie diskutiert, so die DK

Mehr Informationen zum Klimastresstest der EZB unter:  https://www.bundesbank.de/resource/blob/894220/bffcc9114c1ec371b3081d011377ebcc/mL/2022-07-08-klimarisiken-download.pdf

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