Bankenaufsicht

Keine Angst vorm Klimastress

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Während die Menschheit immer noch mühsam damit ringt, dem Klimawandel zu begegnen und Lösungen gegen die zu schnelle Erderwärmung zu finden, was dem geneigten Beobachter immer unwahrscheinlicher erscheinen mag, haben die Kreditinstitute offensichtlich keine Angst vor dem Klimastress. Gemeint ist hiermit natürlich die erste Fingerübung der EZB im Zusammenhang mit den durch den Klimawandel drohenden physischen und transistorischen Risiken für die Institute.

Der seit Anfang des Jahres laufende erste Klima stresstest, dessen Ergebnisse von den Aufsichtsbehörden im Juli veröffentlicht werden, soll Schwachstellen, Herausforderungen und Best Practices der Banken im Zusammenhang mit der Steuerung von Klimarisiken identifizieren. Dabei zielt er nicht auf die Gesamtbilanz, sondern konzentriert sich auf die Risikopositionen und Einkommensquellen, die für Klimarisiken besonders anfällig sind. Untersucht werden die Auswirkungen anhand verschiedener makrofinanzieller Szenarien, die künftige Klimavorgaben widerspiegeln und sowohl physische Risiken, wie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen, als auch kurz- und langfristige Risiken im Zusammenhang mit dem Übergang zu einer grüneren Wirtschaft abbilden.

Der Spitzenverband der privaten Banken sieht alldem recht gelassen entgegen, wie in einem Pressegespräch deutlich wurde. "Risiken zu identifizieren, zu messen und zu steuern, ist Kernkompetenz der Banken. Auch die Klimarisiken sind für unsere Mitglieder zu managen", sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig. Die entspannte Haltung mag auch damit zu begründen sein, dass die Ergebnisse des Stresstests, bei dem es keine Durchfaller geben kann, lediglich in den Supervisory Review and Evaluation Process SREP einfließen werden, aber keine direkten zusätzlichen Kapitalanforderungen für einzelne Häuser zur Folge haben. "Es ist richtig, keinen unmittelbaren Kapitalbedarf abzuleiten. Langfristige Klima risiken mit Kapital zu unterlegen, ist weder begründbar noch sinnvoll", so Thorsten Jäger, Leiter Nachhaltigkeit des Bankenverbandes.

Vielleicht muss die Aufsicht aber ja auch gar keine konkret dem Klimastresstest zuordenbaren Eigenkapitalaufschläge verhängen. Schließlich sind mit dem Klimawandel verbundene Risiken keine eigene neue Risikokatagorie, sondern zahlen auf die etablierten Risikokategorien Kreditrisiken, Marktrisiken und operationelle Risiken ein. "Viele der Risiken werden heute schon über die normalen Instrumente abgebildet und sind in den EK-Anforderungen enthalten", meint auch Jäger.

Was Christian Ossig mehr Sorgen macht als die möglichen Folgen des Klimastresstests sind weitere regulatorische Maßnahmen, die Kapital binden. In einer Zeit, in der Banken den wirtschaftlichen Transformationsprozess begleiten und finanzieren sollen, für den Hauptgeschäftsführer des BdB ein Unding: "Eigenkapital ist heute schon ein Engpass, wie mir Banken in vielen Gesprächen versichern. Es ist nicht genug Eigenkapital vorhanden, um die Finanzierungswünsche der Kunden zu erfüllen. Das ist nicht das Problem der Regulierung, aber es zeigt eindrucksvoll, dass eine weitere Verschärfung nicht sinnvoll ist." Und vorsichtshalber fügte Ossig noch hinzu: "Aufsicht sollte risikoorientiert bleiben. Es ist nicht ihre Aufgabe, aus Gründen der Nachhaltigkeit in Geschäftsmodelle von Banken einzugreifen."

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