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Zentralbanken - Notenbankstatements zu Finanzmärkten

An Bear Stearns, der IKB und der Sachsen-LB lassen sich seit Ende Juli dieses Jahres die Turbulenzen an den Finanz- und Kapitalmärkten festmachen. Sowohl die Deutsche Bundesbank als auch die Europäische Zentralbank sahen sich wiederholt zu Stellungnahmen aufgerufen, um die Märkte und die Öffentlichkeit zu informieren beziehungsweise zu beruhigen. Die Redaktion veröffentlicht die Stellungnahmen in ihrer zeitlichen Abfolge im Wortlaut:

2. August 2007: "Statement von Bundesbankpräsident Prof. Dr. Weber

1. Befürchtungen bezüglich einer Bankenkrise in Deutschland entbehren jeder Grundlage. Die Probleme der IKB sind institutsspezifischer Natur. Sie wurden durch den Beistand der KfW wirkungsvoll aufgefangen.

2. Das Engagement deutscher Kreditinstitute am amerikanischen Immobilienmarkt ist überschaubar und insgesamt begrenzt. Es konzentriert sich auf Anlagen mit hoher Bonität.

3. Der in einigen Medienberichten hergestellte Vergleich der aktuellen Wirtschaftslage zur Bankenkrise 1931 ist völlig abwegig:

Die Weltwirtschaft ist weiterhin auf einem robusten Expansionspfad. Die Schwellenländer in Asien wachsen mit unverminderter Dynamik. Die US-Wirtschaft hat nach dem etwas schwächeren Jahresauftakt wieder an Fahrt gewonnen, und der Aufschwung im Euro-Gebiet hat sich als robust erwiesen. Auch in Deutschland sind die Wirtschaftsperspektiven unverändert günstig."

14. August 2007: "Stellungnahme von Bundesbankpräsident Prof. Dr. Axel A. Weber zu den jüngsten Anspannungen an den Finanzmärkten auf Anfrage von Medien

An den Finanzmärkten findet derzeit eine Normalisierung der Risikobepreisung statt. Der Umschwung von hoher Risikofreude zu mehr Risikoaversion verlief jedoch abrupt und führte in einigen Marktsegmenten zu Nervosität und Überreaktionen. Hiervon sind auch deutsche Banken betroffen.

Zur Gewährleistung ordentlicher Marktbedingungen hat das Eurosystem mit Schnelltendern den täglichen Liquiditätsbedarf der Kreditinstitute gesichert. Dies hat Wirkung gezeigt: Es hat zur Verbesserung der Liquidität und nachhaltig zur Marktberuhigung beigetragen. Die EZB und die nationalen Notenbanken werden die Märkte weiterhin genau beobachten.

Die Bundesbank steht im Rahmen ihrer laufenden Überwachung der Kreditinstitute im engen Kontakt mit den Banken. Dabei hat sich unser Eindruck bestätigt, dass die erhöhten Risiken in den betroffenen Geschäftsfeldern abgeschirmt und Ertragseinbußen für die Kreditinstitute insgesamt begrenzt sind. Die jüngsten Probleme der IKB stellten einen institutsspezifischen Einzelfall dar. Hierfür haben die KfW und die deutsche Kreditwirtschaft eine Auffanglösung vereinbart.

Ungeachtet der jüngsten Anspannungen in einigen Finanzmarktsegmenten sind die europäischen und deutschen Wirtschaftsdaten unverändert positiv. Sie sprechen für eine Fortsetzung des robusten und breit angelegten Wirtschaftsaufschwungs."

14. August 2007: "Stellungnahme des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet

Wie ich nach der Sitzung des EZB-Rats am 2. August dargelegt habe, hat die Europäische Zentralbank die Entwicklungen am Markt mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Wir haben dabei insbesondere dafür gesorgt, dass die erforderliche Liquidität zur Verfügung steht, um ein ordnungsgemäßes Funktionieren des Geldmarkts zu gewährleisten.

Derzeit erleben wir eine Phase der Nervosität an den Märkten, die mit einer erhöhten Volatilität in vielen Marktsegmenten und einer signifikanten Neubewertung der Risiken einhergeht. Dies kann in mancher Hinsicht als Normalisierung der Risikobepreisung interpretiert werden. Inzwischen ist festzustellen, dass sich die Bedingungen am Geldmarkt schrittweise wieder normalisieren. Während die Finanzmärkte im Eu-ro-Währungsgebiet insgesamt wieder zur Normalität zurückkehren, wird das Eurosystem das Geschehen weiterhin genau beobachten.

Wie bereits nach unserer letzten Sitzung möchte ich alle Beteiligten dazu aufrufen, weiterhin Ruhe zu bewahren. Diese Haltung ist begrüßenswert und hat in den letzten Tagen Wirkung gezeigt. Sie wird dazu beitragen, eine reibungslose Rückkehr zu einer normalen Bewertung der Risiken an liquiden Märkten sicherzustellen."

17. August 2007: "Gemeinsame Stellungnahme von Bundesbank und BaFin zur ad-hoc-Mitteilung der Sachsen LB

Bundesbank und BaFin begrüßen die wirkungsvollen Maßnahmen der Sparkassen-Finanzgruppe zur Sicherstellung der Liquidität des von der Sachsen LB Europe plc betreuten Conduits Ormond Quay. Zu der Problemlösung hat die Klarstellung des Freistaats Sachsen beigetragen, dass für die sich aus der Ormond Quay-Struktur ergebenden Risiken die Haftung des Gewährträgers greift, sodass für die kredit- gebenden Institute kein Wertminderungsrisiko besteht. Positiv zu bewerten ist die rasche und konstruktive Art, in der eine tragfähige Lösung gefunden wurde."

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