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Zentralbanken: Finanzstabilitätsbericht 2013

Niedrige Zinsen und eine reichliche Liquiditätsversorgung durch die Zentralbanken haben aus Sicht der Deutschen Bundesbank dazu beigetragen, dass die Anspannungen an den internationalen Finanzmärkten nachgelassen haben. Davon, so der Tenor des Mitte November veröffentlichten Finanzstabilitätsberichtes profitierte im bisherigen Jahresverlauf auch das deutsche Finanzsystem. Mit zunehmender Dauer bergen die außerordentlichen finanziellen Bedingungen nach Einschätzung der Bundesbank allerdings Gefahren für die Finanzstabilität. Zudem gehen von den hohen öffentlichen und privaten Schulden in einigen Ländern des Euro-Raums unverändert hohe Risiken aus. Die Schuldenkrise ist noch nicht überwunden, so die Bundesbank, die durch die Maßnahmen der Notenbanken gekaufte Zeit muss genutzt werden, um die Krisenursachen mit strukturellen und institutionellen Reformen anzugehen.

Zwar wird den niedrigen Zinsen ein Beitrag zur Beruhigung der Lage zugeschrieben. Aber: Mit zunehmender Dauer des Niedrigzinsumfelds wird auch auf eine Zunahme der unerwünschten Nebenwirkungen und die Risiken für die Finanzstabilität hingewiesen. Das Niedrigzinsumfeld wird mehr und mehr als Belastung für das deutsche Finanzsystem. So zehrten niedrige Zinsen zunehmend die finanziellen Puffer der Lebensversicherer auf. Angesichts der niedrigen Zinsen, so die Situationsanalyse der Bundesbank, wird es für Lebensversicherer immer schwieriger, die Garantieverzinsung zu erwirtschaften. Außerdem führten niedrige Zinsen zu steigenden Bewertungsreserven in den Bilanzen der Versicherer, die diese an die Versicherten ausschütten müssten. Die Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Bewertungsreserven in der Lebensversicherung will die Notenbank im Sinne der Finanzstabilität solide und nachhaltig geregelt wissen.

Auch das deutsche Bankensystem sieht die Notenbank von dem Niedrigzinsumfeld betroffen, denn seine wichtigste Ertragsquelle ist traditionell das Zinseinkommen. Sie hat angesichts des harten Wettbewerbs um Kunden in den vergangenen 15 Jahren eine Halbierung der Zinsspannen der Banken von 200 auf 100 Basispunkte registriert, zu der jetzt noch die Niedrigzinsphase als eine weitere Belastung hinzukomme. Die Geschäftsmodelle etlicher Banken, so die Befürchtung, könnten dadurch auf mittlere Sicht erheblich unter Druck geraten, und die Kostenstrukturen müssten daher unbedingt angepasst werden.

Trotz der hohen Wettbewerbsintensität im deutschen Bankensektor sieht die Bundesbank die Risikotragfähigkeit der Banken im Vergleich zum Vorjahr als weiter verbessert - auch dank der robusten Inlandskonjunktur. So habe sich die Verschuldungsquote erneut verringert und die Eigenkapitalquote weiter erhöht. Auch habe die Bilanzbereinigung der vergangenen Jahre zu sinkenden Risiken und steigenden Kapitalquoten geführt, was mit Blick auf die umfassende Qualitätsprüfung der Bilanzen durch die Europäische Zentralbank als erfreuliche Entwicklung eingestuft wird.

Wie schon im Vorjahresbericht nimmt die Bundesbank die Auswirkungen des Niedrigzinsumfeldes auf die Entwicklung am deutschen Immobilienmarkt in den Blick. Sie konstatiert zwar vor allem in Großstädten eine erhebliche Verteuerung der Preise für Wohnimmobilien in den vergangenen Jahren. Nachdem die Preise dort von 2009 bis 2012 bereits um fast ein Viertel zugelegt haben, rechnet die Bundesbank für 2013 mit einem weiteren Preisanstieg von rund neun Prozent. Eine akute Gefahr für die Finanzstabilität sieht sie dank einer soliden Schuldentragfähigkeit der privaten Haushalte und eines moderaten Kreditwachstums jedoch noch nicht. Sie will die Situation am deutschen Immobilienmarkt aber weiterhin genau beobachten und bei Gefahren für die Finanzstabilität handeln.

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