Gespräch des Tages

Privatbankiers - Stabilisator für das Fondsgeschäft

2005 war offensichtlich ein gutes Jahr für das Bankhaus Metzler in
Frankfurt, wenn der Chef es als "sehr erfolgreich" bezeichnet.
Offensichtlich, weil der außenstehende Betrachter es aus dem
vorgelegten Zahlenwerk nicht wirklich nachvollziehen kann. Denn wie
gewohnt rechnet der Partnerkreis ausgehend von einem jährlich konstant
zu erzielenden Bilanzgewinn von 2,3 Millionen Euro von unten nach
oben, so dass nicht nur die Kapitalmärkte, auf denen die Bank so gerne
unterwegs ist, atmen, sondern auch die einzelnen Positionen dem großen
Ziel angepasst werden. Der Zinsüberschuss zeigt sich mit rund neun
Millionen Euro unverändert gegenüber dem Vorjahr, die dominierenden
Provisionsüberschüsse haben dagegen kräftig von 94 auf 120 Millionen
zugenommen. Das hinterlässt auch Spuren im Verwaltungsaufwand, der vor
allem von den ergebnisabhängigen Vergütungen auf der Personalseite
getrieben, ebenfalls deutlich um knapp ein Viertel auf 111 Millionen
Euro zulegte. Die Risikovorsorge bleibt mit 6,1 Millionen Euro
überschaubar, das Ergebnis aus Finanzanlagen ist vernachlässigbar, so
dass ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von knapp 21 nach
noch knapp 13 Millionen Euro im Vorjahr verbleibt. Dank einer
Steuerquote von offenbar knapp 90 Prozent(!) - vom Ergebnis wurden
laut GuV 18,7 Millionen Euro abgeführt - stehen ganz unten die
gewünschten 2,31 Millionen Euro.
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So weit zur nicht ganz aussagekräftigen Ertragsrechnung. Die fünf
Geschäftsbereiche sind gleichgewichtet und sollen wenn möglich
gleichermaßen zum Konzernergebnis beitragen, auch wenn die Märkte
natürlich atmen und es so zu Verschiebungen kommt. Im Corporate
Finance beispielsweise war die Bank im vergangenen Jahr an 25
Transaktionen mit einem Volumen von 4,5 Milliarden Euro beteiligt.
Auch im laufenden Jahr spürt Metzler hier ein weiterhin anziehendes
Geschäft, da einerseits Unternehmen verstärkt nah passenden
Akquisitionsmöglichkeiten suchen würden und andererseits aggressive
Investorengruppen unverändert unterwegs seien, um Einfluss auf
börsenotierte Gesellschaften zu gewinnen. Sowohl der Bereich Equities
als auch das Segment Financial Markets profitierten von den guten
Rahmenbedingungen an den Ak-tien-, Renten- und Devisenmärkten und
legten beim Provisionsergebnis deutlich zu. Die guten Marktbedingungen
spiegeln sich auch in den beiden übrigen Geschäftsfeldern wieder: Das
Private Banking verzeichnete einen deutlichen Anstieg der verwalteten
Vermögen, der teils auf Mittelzuflüsse, teils auf die gute Performance
zurückzuführen ist. Deutlicher wird dies im Asset Management. Hier
legte das verwaltete Vermögen kräftig von 16 auf 20 Milliarden Euro zu
und stieg bis zum April des laufenden Geschäftsjahres auf über 24
Milliarden Euro an. Im Fünf-Jahres-Vergleich kommt dies einem Anstieg
um 150 Prozent gleich.
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Nun will das Bankhaus Metzler das Pension Management forcieren und
einem größeren Kundenkreis andienen. Die Idee, die dahintersteckt, ist
klar. Diese Dienstleistung atmet nicht so stark wie das Publikums-
oder Spezialfondsgeschäft und wirkt so als Stabilisator. Metzler
bietet von der Beratung bei der Kapitalunterlegung von
Pensionsverpflichtungen aus Direktzusagen, der Konzeption
fondsbasierter Wertkontenmodelle bis zur überbetrieblichen
Treuhandlösung das ganze Spektrum an. Das zahlt sich aus: Innerhalb
des Jahres 2005 haben sich die betreuten Pensionsvermögen um gut ein
Drittel auf fast eine Milliarde Euro erhöht, Tendenz steigend. Das
jährliche Beitragsvolumen aus bestehenden Versorgungsmodellen hat sich
auf 105 Millionen Euro verdreifacht, so dass stolz vom "Aufbau eines
überaus wichtigen und qualitativ hochwertigen Geschäftsfeld"
gesprochen wird. Für das laufende Jahr verspricht das Bankhaus Metzler
in allen Bereichen deutliche Ergebniszuwächse. Doch wie in diesem und
den anderen Jahren zuvor wird ganz unten wieder ein Überschuss von
2,31 Millionen Euro zu verbuchen sein, das echte Ergebnis wird wie
gehabt still in den gut gefüllten Reservetöpfen der Privatbank
verschwinden. Gut, wer so was heute noch kann.

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